Die Wut, die bleibt (Mareike Fallwickl)
Helene sitzt mit ihren drei Kindern noch immer zwischen Lockdown und Homeschooling fest, während ihr Mann Johannes weiterhin seiner Arbeit folgt. Eines Abends erhebt sich Helene vom Esszimmertisch, öffnet die Balkontür und stürzt sich ohne ein weiteres Wort in den Tod. Zurück bleiben die fünfzehnjährige Tochter Lola und deren zwei Halbbrüder, fünf und zwei Jahre alt. Doch nicht nur die Familie ist von dem überraschenden Verlust traumatisiert, auch Helenes langjährige beste Freundin Sarah ist am Boden zerstört. Obwohl sie gerade mit ihrem Freund Leon zusammengezogen ist, nimmt sie sich der Familie an, übernachtet in Helenes Wohnung und kümmert sich um die Kinder, um Johannes den Rücken freizuhalten. Lola weiß nicht wohin mit ihrer Wut und Traurigkeit. Als sie und ihre beste Freundin Sunny in einem Selbstverteidigungskurs Femme und Alva kennenlernen, findet sie einen Weg ihre Wut in ein Aufbegehren zu verwandeln, das auch Sarah immer mehr beeindruckt.
Meine Erwartungen an Mareike Fallwickls neuen Roman waren, aufgrund meiner Begeisterung für ihre beiden ersten Bücher, hoch und konnten, tadaa! tatsächlich erfüllt werden. Fallwickls Schreibstil ließ mich dieses Buch nahezu verschlingen. Ihre ehrliche, feinfühlige Sprache, der Spannungsaufbau dieser alltäglichen wie außergewöhnlichen Geschichte und die detaillierte und glaubwürdige Zeichnung der Figuren machten Die Wut, die bleibt zu einem echten Lesehighlight. In eindringlicher und kompromissloser Art und Weise verhandelt Fallwickl topaktuelle Themen: Die Belastung von Familien und speziell von Müttern in der Corona Pandemie, die Rolle und Herabsetzung der Frau in der Gesellschaft und deren Wut und Aufbegehren. Es geht um Freundschaft, weibliche Stärke, Verlust und Gewalt und all das wird verpackt in eine packende, bewegende Geschichte, die mich sehr zum Nachdenken anregte. Mein einziger Mini-Kritikpunkt ist, dass die feministischen Themen mir manchmal etwas zu „sachbuchartig“ eingepflegt wurden, das tut diesem großartigen Roman aber wirklich keinen Abbruch. Große Begeisterung für dieses Buch.
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.