Literatur

Die Welt vor den Fenstern (Tatjana van der Beek)

Maia lebt mit ihrer Mutter, Großmutter, der Tante und deren Mann sowie mit ihrer gleichaltrigen Cousine Alrischa in einem Haus im Wald. Sie ist zwölf Jahre alt und hat das Haus noch nie verlassen, es gibt keine Tür und auch die anderen Familienmitglieder gehen nicht hinaus. Die leeren Lebensmittelkrüge füllen sich nächtlich wie von selbst. Das Leben im Haus orientiert sich an den Familienbräuchen und dem Wissen über Astronomie. Jeder der Bewohner ist nach einem bestimmten Stern benannt, das Kommen und Gehen der Sterne am Himmelszelt beeinflusst Stimmungen und Beziehungen untereinander. Auch folgt die Familie einem immer gleichen Tagesablauf, in dem jeder seine festen Aufgaben besitzt. Maia hat gelernt, die Welt nicht zu hinterfragen. Erst als der Bauch von Tante Wega immer dicker wird und die Erwachsenen sich zunehmend nervös, fast seltsam benehmen, wird in ihr eine neue Neugierige geweckt. Was passiert mit ihrer Familie? Und stimmt es wirklich, dass die Welt vor den Fenstern so gefährlich ist, wie alle sagen?
Der Klappentext von Die Welt vor den Fenstern fand ich wahnsinnig interessant. Ich erwartete eine geheimnisvolle, dystopisch anmutende Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Ich habe Die Welt vor den Fenstern gerne gelesen, muss aber zugeben, dass mich der Roman nicht so umgehauen hat, wie erhofft. Maias Blick auf die Welt, die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihr alltägliches Leben hinnimmt und die Bedeutung, die sie den Ritualen der Familie beimisst, fand ich packend und sehr glaubwürdig erzählt. Auch die Veränderungen, die bald im Haus seinen Gang nehmen und die Beunruhigung, die diese bei der Zwölfjährigen auslösen werden, treffend beschrieben und spitzen sich im Laufe der Handlung immer weiter zu. In meinen Augen kamen Maias wachsendes Misstrauen und das Erwachen ihrer Skepsis im Buch aber viel zu kurz. Der Prozess, der von ihr durchlaufen wird, wurde für mich nicht ersichtlich, ihre Gedanken in diesem spannenden Stadium nicht recht greifbar. Auch das Ende wirkte auf mich dann recht abrupt und nicht ganz befriedigend. Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch und der Anschaulichkeit von Maias Entwicklung gutgetan. So schöpft dieser Roman sein Potential nicht vollständig aus.
Vielen Dank an @ecooverlag für das Rezensionsexemplar!