Historischer Roman Literatur

Fräulein Steiff (Maren Gottschalk)

Margarete Steiff wird im Jahr 1847 in Giengen an der Brenz geboren. Als Kleinkind erkrankt sie an Kinderlähmung, was zur Folge hat, dass sie nicht mehr laufen und den rechten Arm nur eingeschränkt bewegen kann. Während Margaretes Krankheit besonders für ihre Mutter Maria zur Dauersorge wird, arrangiert sich Margarete mit ihrer wissbegierigen und aufgeweckten Art schnell recht gut mit ihrer Behinderung. Zur Schule ziehen sie die beiden älteren Schwestern im Leiterwagen, später schieben die Freundinnen Margarete im Rollstuhl zum Stadtfest. Als Heranwachsende eröffnet Margarete mit ihren Schwestern Pauline und Marie eine Schneiderei, doch die beiden jungen Frauen heiraten bald und ziehen fort. Margarete aber will weitermachen, ihr eigenes Geld verdienen und damit ein eigenständiges Leben finanzieren. Sie beginnt ein eigenes Filzwarengeschäft und ahnt nicht, dass ein kleiner Elefant, den sie 1880 als Nadelkissen hergestellt, den Beginn einer langen und erfolgreichen Reise markiert…

Wie schon das Buch „Frida“, das Maren Gottschalk der Malerin Frida Kahlo widmete, habe ich auch Fräulein Steiff wieder sehr gerne gelesen. Mit ihrem angenehm unaufgeregtem, feinfühligem Schreibstil und der tollen Recherchearbeit erweckt Maren Gottschalk Margarete Steiff zum Leben, ohne das Leben der bekannten Firmengründerin dabei zu überdramatisieren. Das Buch umspannt dabei Steiffs ganzes Leben, wobei immer wieder zwischen ihrer Kindheit und der früheren und späteren Schaffenszeit hin und her gesprungen wird. Die Sprünge bringen Dynamik in die Geschichte und die verschiedenen Zeitebenen bewirken, dass sich Stück für Stück ein Bild von Margarete Steiff, ihrem familiären Umfeld aber auch der damaligen Zeit zusammensetzt, das glaubhaft rüberkommt. Warum Gottschalk einige, wenige Figuren hinzuerfunden hat, begründet sie sehr nachvollziehbar in einem Nachwort. Für mich war Fräulein Steiff eine wunderbar runde Romanbiographie, die unterhaltsam, informativ und flüssig geschrieben daherkommt. Ein getroffenes Portrait einer beeindruckenden Frau, die sich von ihrer Behinderung nicht aufhalten ließ.