Literatur

Das Licht ist hier viel heller (Mareike Fallwickl)

Maximilian Wenger ist wieder in eine Jungengesellenbude eingezogen. Seine Frau hat ihn gegen den zehn Jahre jüngeren Reto ausgetauscht und auch seine Bücher kommen beim Publikum nicht mehr so an, wie sie es einmal taten. Einzig interessant in seinem Leben sind die Briefe, die neuerdings fälschlicherweise in seiner Wohnung landen, geschrieben von einer Frau, die darin zu verarbeiten versucht, was ihr Furchtbares wiederfahren ist. Maximilians fast 18-jährige Tochter Zoey führt währenddessen einen ganz anderen Kampf. Ihre dem Jugendwahn verfallene Mutter ‚Trixie‘ lebt gedanklich nur in ihrer Social-Media-Welt und versucht auch Zoey dafür zu gewinnen, was diese verabscheut. Sie sorgt sich um ihren 16-jährigen Bruder, ist unglücklich verliebt und versucht ihren Traum vom Fotografieren umzusetzen. Als sie die Briefe in der Wohnung ihres Vaters findet und heimlich liest, zieht sie daraus ganz andere Konsequenzen als ihr Vater.

Das Licht ist hier viel heller von Mareike Fallwickl hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist äußerst bewegend und meiner Meinung nach sehr nah an der Realität dran. Als vielschichtig und unperfekt habe ich die Figuren empfunden, deren Dynamik zueinander viel Authentizität aufweist. Besonders gefallen hat mir die Beziehung der Geschwister, die in all dem emotionalen Chaos und den fragilen Familienverhältnissen immer zusammenhalten. Fallwickls Schreibstil mag ich sehr, sie schafft es in einer schönen, manchmal zynischen Sprache ein recht detailliertes und lebensnahes Bild zu erzeugen, das sich mit aktuellen und relevanten Themen wie Machtmissbrauch, Sexismus und den oberflächlichen Seiten der Social-Media-Welt auseinandersetzt. An wenigen Stellen war mir die Sprache einen Tick zu pathetisch, das ist aber Geschmackssache, denke ich. Insgesamt konnte mich das Buch auf jeden Fall überzeugen, es hat mich berührt, zum Schmunzeln gebracht aber auch wütend gemacht und ist mir definitiv eine Empfehlung wert.