Alte Sorten (Ewald Arenz)
Die siebzehnjährige Sally ist gerade auf der Flucht vor alles und jedem, als ihr inmitten eines Weinbergs Liss begegnet. Genau wie Sally ist Liss eine Einzelgängerin, sie bewirtschaftet allein einen Hof, spricht nicht gerne über ihre Vergangenheit und das Wichtigste für Sally: sie drängt sie auch nicht dazu, über die ihre zu sprechen. Als Liss Sally anbietet auf ihrem Hof zu übernachten, keimt das merkwürdige Gefühl von Geborgenheit in dieser auf und aus einer Nacht werden Wochen. In stiller Einvernehmlichkeit arbeiten sie gemeinsam auf den Feldern, ernten die Birnen im Birnengarten und kümmern sich um die Bienen, die Liss auf dem Hof hält. Nach und nach kommen sich die beiden Frauen näher und lernen sich das anzuvertrauen, was sie bewegt und gezeichnet hat. Doch Sally weiß, dass sie nicht für immer bleiben kann, sondern sich dem Leben stellen muss, vor dem sie weggelaufen ist…
Alte Sorten ist ein Buch, das mir wirklich außerordentlich gut gefallen hat. Auf ca. 250 Seiten schafft es Ewald Arenz eine Geschichte zu entfalten, die voll emotionaler Tiefe und Komplexität ist und mich berührt und nachdenklich zurück gelassen hat. Besonders gut hat mir hierbei die Ausarbeitung der beiden Hauptprotagonistinnen gefallen, die sehr vielschichtig und stets authentisch auf mich wirkten. Abwechselnd stehen hierbei Sally oder Liss im Fokus der Erzählung, auch verschiedene Rückblicke wurden eingeflochten. Auch die Kulisse des Romans, das Dorf, der Hof, der Birnengarten, all das erschien nach kurzer Zeit mühelos vor meinem inneren Auge. Ewald Arenzs Schreibstil würde ich als ruhig und recht bildhaft beschreiben. Trotz der gemächlichen Art, in der die Geschichte sich entspinnt, lag stets eine gewisse Spannung über dem Geschehen und es fiel mir schwer das Buch aus der Hand zu legen. Ein wirklich schönes und toll geschriebenes Buch über Freundschaft, Familie, Verlust und das Anders sein, den ich euch gerne ans Herz lege.