Klara und die Sonne (Kazuo Ishiguro)
Klara ist eine KF, eine sogenannte Künstliche Freundin, die speziell darauf programmiert ist, Kindern und Jugendlichen eine empathische und einfühlsame Stütze beim Erwachsenwerden zu sein. Zusammen mit anderen KFs lebt sie in einem Laden, wo sie sehnlichst darauf wartet, von einem Kind ausgewählt zu werden. Als die dreizehnjährige Josie und deren Mutter sie schließlich mit nach Hause nehmen, ist Klara unsagbar glücklich und froh endlich richtig in die Welt der Menschen einzutauchen. Doch in dem abgelegen Haus angekommen bemerkt Klara bald, dass etwas mit Josie und ihrer Familie nicht stimmt. Josie ist krank, verbringt viele Tage im Bett und wird von ihrer Mutter und der Haushälterin Melania rund um die Uhr umsorgt. Nur für die Sitzungen mit einem Portraitzeichner darf Josie hinaus in die Stadt. Für Klara ist sicher: Sie wird alles tun, damit es Josie besser geht, auch, wenn sie dabei aufs Spiel setzt, von den Menschen enttäuscht zu werden…
Auch, wenn mich Klara und die Sonne mit ein paar kleinen „Rest-Fragezeichen“ zurückgelassen hat, war ich von dem Roman insgesamt sehr begeistert. Besonders gefallen hat mir dabei Klara selbst, deren Erzählstimmen schlichtweg einzigartig und auf eine ganz eigene Art und Weise berührend ist. Aus ihrer Perspektive durchlebt man als Leser zunächst ihre Zeit im Laden und anschließend das Zusammenleben mit Josie und deren Familie. Für mich lag über der gesamten Handlung stets ein gewisses Unbehagen, ein Gefühl von „Hier stimmt doch irgendwas nicht“, das habe ich beim Lesen sehr genossen, weil es eine Art Spannung erzeugt und das Rätseln um den großen Zusammenhang Spaß macht. Ishiguro ist ein Meister darin mit Zukunftsszenarien, neuen technischen Möglichkeiten und der Frage nach Menschlichkeit und deren Grenzen zu spielen. Das gelingt ihm auch hier wieder sehr gut, so konnte mich Klara und die Sonne sowohl berühren als auch fesseln und zum Nachdenken anregen. Für mich definitiv ein Anstoß in Zukunft noch mehr Ishiguro zu lesen.