Herr aller Dinge (Andreas Eschbach)
Hiroshi Katos Mutter arbeitet als Wäscherin in der französischen Botschaft in Japan. Als ein neuer Botschafter das Anwesen bezieht, ist Hiroshi fasziniert von dessen Tochter, die er durch sein Fenster beobachten kann. Trotz der Missbilligung von Charlottes Eltern freunden sich die beiden Kinder an und vertrauen sich bald gegenseitig ihr Leben an. Charlotte hat dabei ein besonderes Geheimnis: Sie kann durch Berührung die Vergangenheit von Gegenständen erspüren, was in ihr auch ein Interesse für Urgeschichte und prähistorische Kulturen weckt. Irgendwann aber zieht Charlotte fort, erst Jahre später finden sie und Hiroshi an der amerikanischen Ostküste wieder zusammen, wo sie beide studieren. Hiroshi ist mittlerweile von der Idee besessen die Armut auf der Welt zu vernichten, in dem er eine Technologie sich reproduzierender Maschinen entwickelt. Doch seine Idee birgt für die Menschheit auch unüberschaubare Gefahren…
Vor vielen Jahren hatte ich bereits einmal mit Herr aller Dinge begonnen, war damals aber noch etwas jung für diese doch sehr komplexe Geschichte. Jetzt wollte ich es aber noch einmal versuchen und wurde dabei nicht enttäuscht. In Herr aller Dinge beschreibt Eschbach chronologisch die Lebenswege von Hiroshi und Charlotte, zwischenzeitlich geraten auch andere Figuren in den Fokus, es gibt immer wieder größere Zeitsprünge. Obwohl ich nicht wirklich technisch interessiert bin, fand ich Hiroshis technologische Ideen und die Handlung trotz der leichten Sci-Fi Elemente durchweg spannend und nachvollziehbar. Dabei werden aber auch gesellschaftliche und anthropologische Fragen aufgeworfen, die mich zum Nachdenken anregten. Und auch die Emotionen kamen nicht zu kurz: Zwar sind einzelne Figuren doch etwas klischeehaft, aber mit Hiroshi und Charlotte hat Eschbach zwei tiefe, nahbare Figuren geschaffen, die man gerne begleitet. Mit den fast 700 Seiten hat Herr aller Dinge vielleicht ein paar kleinere Längen, dies störte mich aber kaum. Für mich insgesamt eine positive Überraschung und ein komplexes Gedankenspiel.
