Verbrenn all meine Briefe (Alex Schulman)
Alex Schulman ertappt sich immer wieder bei unkontrollierbaren Wutausbrüchen. Der Streit mit seiner Frau eskaliert zunehmend, seine Kinder scheinen Angst vor ihm zu haben. Ein Gefühl sagt ihm, dass der Grund für die Wut in seiner Vergangenheit liegen muss, dass ihr eine Geschichte innewohnt, die über das Verhältnis zur Mutter bis zu den Großeltern hinausreicht. In den Werken seines Großvaters, dem Schriftsteller Sven Stolpe, stößt er auf Hinweise, die ihn ins Jahr 1932 zurückführen. Damals muss etwas geschehen sein, dass Stolpe nachhaltig erzürnte. Schulman recherchiert, bereist die Orte, an denen sein Großeltern, Sven und Karin lebten, und stößt dabei auf einen nicht unbekannten Dritten. Eine Liebesgeschichte, deren Folgen bis in die Gegenwart reichen, breitet sich in Form von Briefen und Tagebüchern aus, und taucht Schulmans eigenen Erinnerungen an die Großeltern in ein neues Licht…
Letzten Sommer war ich begeistert von Schulmans Die Überlebenden, dieses Mal bin ich es von seinem neuen Buch Verbrenn all meine Briefe. Obwohl Schulman im Nachwort darauf hinweist, dass es sich hier um einen Roman handelt, ist es doch die wahre Lebensgeschichte seiner Großmutter, die er hier aufarbeitet und mit zahlreichen Briefen und Tagebucheinträgen unterfüttert. Das Buch wechselt zwischen drei Zeitebenen, 1932 taucht man in Karins und Olofs Kennenlernen ein, 1988 in Schulmans Kindheit und in der Gegenwart schließlich in die Recherche Autors. Diese drei Ebenen sind sehr dynamisch miteinander verwoben. Obwohl man den Ausgang der Geschichte kennt, beginnt man zunehmend mitzufiebern. Durch die realen Hintergründe, waren das Lesen und die bei mir ausgelösten Emotionen noch einmal intensiver, die Geschichte ist ein trauriges Beispiel für eine, von Unterdrückung geprägte Ehe. Dennoch liest sich der Roman nicht düster, es gibt durchaus hoffnungsvolle Momente und Schulmans Schreibstil ist klar und niemals überdramatisierend. Ich mochte das Buch somit sehr gerne, auch, wenn ich so (intim und negativ) über die eigenen Großeltern zu schreiben, krass fand.