Triskele (Miku Sophie Kühmel)
Mercedes ist 48 Jahre alt, Mira 32 und Matea gerade 16. Sie sind Schwestern, haben alle dieselbe Mutter: Simone, genannt Mone. Doch Mone ist nicht mehr, nach jahrelangem Ringen mit der Unlust auf das Leben, hat sich die dreifache Mutter umgebracht. In Mones Wohnung, in der sie bis zuletzt mit Matea und der Katze Muriel lebte, beginnen die Schwestern ihre Erinnerungen zusammenzutragen und das alte Zuhause auszuräumen. Sie entspringen verschiedenen Generationen, habe jede eine andere Version von Mone und ihrer Heimat im Osten kennengelernt und sehen sich nur selten. Jetzt zieht Matea zu Mercedes nach Berlin, die mit Teenagern eigentlich wenig anfangen kann, und sucht Halt in einer Onlinewelt, zu der ihre Schwestern keinen Zugang haben. Mira hingegen versucht zu ergründen, warum sie scheinbar nie gut genug für Mone war, und Mercedes kämpft mit der Frage danach, was sie sich vom Leben noch wünschen soll.
Triskele hat mir sowohl inhaltlich als auch vom Schreibstil her sehr gut gefallen. Die Handlung erstreckt sich über neun Monate, die die Schwestern abwechselnd aus ihrer eigenen Perspektive schildern. Das fand ich sehr angenehm, weil ich so, obwohl das Buch „nur“ 250 Seiten hat, einen wirklich vielschichtigen, tiefen Einblicke in diese drei sehr glaubwürdigen und unterschiedlichen Frauenfiguren erhielt, die über den Tod der gemeinsamen Mutter zwangsläufig zusammenrücken. Das Verhältnis der Schwestern, das sich mit der Zeit wandelt, aber auch die Beziehung zur verstorbenen Mutter wurde von Kühmel sehr detailreich und feinsinnig beschrieben. Generell empfand ich den Stil als sehr flüssig, originell und treffend, nie wurde hier auf die Tränendrüse gedrückt, etwas Melancholie ist da, aber keine Melodramatik. Auch die Darstellung des Generationenkonflikts und der ambivalenten Wahrnehmung der gemeinsamen Mutter gefiel mir sehr und trug dazu bei, dass sich ein vages Bild von Mone und ihrem Leben in meinem Kopf zusammenfügte. Ein angenehm ruhiger Roman, der mich mit viel Gefühl, Ehrlichkeit und einer leisen Prise Humor sehr von sich überzeugen konnte.