Lieblingsbuch Sachbuch

Nichtmuttersein (Nadine Pungs)

Nadine Pungs hat sich dazu entschieden, keine Kinder zu bekommen und glaubt damit den richtigen Weg für sich gefunden zu haben. Sie fühlt sich frei, vollständig und ist glücklicher allein. Trotzdem hören die Fragen und Vorwürfe von außen nicht auf: Willst du wirklich auf die wahre Liebe zu einem Kind verzichten? Magst du der Gesellschaft nicht etwas zurückgeben, wer soll unsere Rente bezahlen? Denk doch mal an die Frauen, die keine Kinder bekommen können und welche wollen, du bist undankbar und egoistisch. Du bist unnatürlich, Frauen sind doch fürs Muttersein gemacht. Warum kann der Wunsch nach Kinderfreiheit nicht genauso akzeptiert und anerkannt werden, wie der Wunsch nach Elternschaft? Wieso wird die die weibliche Selbstbestimmung und das Recht über den eigenen Körper zu bestimmen noch immer mit Füßen getreten und was können wir dagegen tun? Stimmt es, dass die Hormone bei Frauen für den Kinderwunsch sorgen? Und ist es nicht scheinheilig Reproduktion zu preisen, aber nur wenn sich die „richtigen“ Personengruppen vermehren?

Ich kann mir gut vorstellen, mal Kinder zu haben. Das ist meine Sache. Und andersherum sollte es genauso sein, niemand sollte für eine so intime, lebensverändernde Entscheidung verurteilt oder gar angefeindet werden. Darum geht es in Nadine Pungs Buch Nichtmuttersein. In dem ca. 230 Seiten fassendem Werk geht es nicht darum das Muttersein zu verteufeln oder Menschen zu bekehren, es ist schlichtweg ein Plädoyer für die uneingeschränkte Gleichberechtigung von Müttern und gewollt kinderfrei lebenden Menschen. Pungs vereint hier sehr gelungen Sachbuch (mit vielen wissenschaftlichen Quellen, Beispielen und Studienergebnissen) und ihre subjektiven Erfahrungen. Dabei schreibt sie verständlich, flüssig und für mich absolut nachvollziehbar. Ich habe das Buch als sehr differenziert, vielseitig und gut recherchiert empfunden. Es geht nicht nur um die Entscheidung an sich, sondern auch um das Recht am eigenen Körper, historische Hintergründe, die Inszenierung von Mutterschaft auf Social Media, kulturelle Kontexte oder den Antinatalismus. Das alles sinnvoll strukturiert, sehr einfühlsam zusammengetragen und verknüpft. Ein wichtiges, bereicherndes lesenswertes Buch, das ich jedem, ob mit oder ohne Kinderwunsch, ans Herz legen kann.
Vielen Dank an @piperverlag für das Buch.