Thriller

Abendrot (Lucy Foley)

Jess hat ihren Job verloren und sucht nun notgedrungen Unterschlupf bei ihrem Bruder Ben. Die Geschwister, die früh ihre Familie verloren, wuchsen in verschiedenen Pflegefamilien auf und entwickelten sich in Zuge dessen zu zwei ganz unterschiedlichen Menschen. Was für ein Leben sich Ben mittlerweile leistet, wird Jess jedoch erst klar, als sie vor dem eleganten Pariser Mehrfamilienhaus steht, indem sich Bens neue Wohnung befinden soll. Doch Ben ist nicht da und hat Jess keinerlei Nachricht hinterlassen. Während Jess nach Spuren ihres Bruders sucht, begegnen ihr die anderen Bewohner des Hauses zunehmend mit Ärger und Misstrauen. Da ist die edle Sophie, die sich mit ihrem Mann das Penthouse teilt, der arrogante Frauenheld Antoine, da sind die beiden Studentinnen Mimi und Camille und Nick, Bens Freund, der jedoch ebenso wenig über Bens Verbleib weiß. Langsam kommt Jess einem Geheimnis auf die Spur, das auch Ben zu verfolgen schien. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt…

Lucy Foleys Vorgängerbücher Neuschnee und Sommernacht mochte ich beide ziemlich gerne. Ihr neuer Thriller Abendrot konnte mich hingegen nicht ganz so überzeugen. Wie bei Foley üblich, wird die Geschichte aus den wechselnden Perspektiven diverser Figuren erzählt, in diesem Falle die Bewohner der unterschiedlichen Wohneinheiten. Was bei Neuschnee und Sommernacht Dynamik in die Handlung brachte, wirkte hier eher bremsend. Jess kommt dem Geheimnis um Bens Verschwinden nur sehr langsam näher und Spannung kam meinem Empfinden nach kaum auf. Hinzu kommt, dass die Figuren allesamt eher blass bleiben, über Jess, die Hauptfigur, erfährt man im Endeffekt nur sehr wenig, auch ihre Entscheidungen konnte ich nicht immer nachvollziehen. In der zweiten Hälfte des Buches nimmt die Geschichte etwas an Fahrt auf und hält ein paar ganz interessante Twists bereit. Andere Aspekte fand ich hingegen eher vorhersehbar und die gesamte Auflösung etwas überdramatisiert und zu konstruiert. Insgesamt hatte ich mir von Abendrot leider etwas mehr erhofft, wirklich packen konnte mich dieser Thriller nicht.