Historischer Roman Literatur

Träume aus Papierschnee (Heather O’Neill)

Montreal, 1914: Rose und Pierrot sind beide noch Babys als sie im Waisenhaus abgegeben werden. Unter dem strengen Regiment der Erzieherinnen wachsen sie nebeneinander auf und merken schon bald, dass sie eines verbindet: Ihr Talent, Menschen zu unterhalten und mit ihrer Fantasie Großes zu erschaffen. Pierrot tut sie hierbei vor allem mit seinem Klavierspiel hervor, bei Rose sind es Tanz und Akrobatik. Zusammen träumen sie davon eines Tages eine zauberhafte Revue voller Glamour und Unterhaltung auf die Beine zu stellen und verlieben sich als Teenager schließlich ineinander. Dann aber trennen sich plötzlich ihre Wege: Pierrot wird von einem reichen, älteren Herren aufgenommen, der ihn in die Gesellschaft einführt, Rose hingegen kommt als Kindermädchen zu einer angesehen Familie. Viele Jahre vergehen und ziehen sowohl Rose als auch Pierrot in die Unterwelten der Stadt. Werden sie sich je wiederfinden und ihrer alten Träume erinnern?

Was mein Urteil über Träume aus Papierschnee angeht bin ich zwiegespalten. Einerseits fand ich die Erzählweise packend, flog nur so durch die Seiten und verfolgte die ganze Geschichte mit ehrlicher Spannung. Andererseits war ich irritiert davon, dass der Schwerpunkt des Buches, dessen Klappentext so verträumt und magisch anmutete, vor allem auf Sex liegt. Ich habe ja nichts gegen Sex in Bücher, um Gottes Willen, aber die vielen detaillierten Beschreibungen und die 9. Erwähnung davon, dass Pierrots erigierter Penis riesengroß ist, fand ich dann doch irgendwie seltsam und ein wenig nervig. Insgesamt ist die Handlung abenteuerlich, es passiert vieles und manches davon las sich dann doch wie ein modernes Märchen. Das ist, denke ich, Geschmackssache, ich persönlich konnte über die ein oder andere überkonstruierte Szene hinwegsehen, weil sie zur hoffnungsvollen, besonderen Stimmung des Romans passte. Für mich bleibt dieses Buch eines, das ich nicht recht einordnen kann und das mich gefesselt aber auch irritiert hat.

Vielen Dank an @aufbau_verlage für das Exemplar!