Historischer Roman

Lebenssekunden (Katharina Fuchs)

Kassel 1956: Angelika kann sich nur noch wenig für die Schule begeistern, stattdessen träumt sie von einer Karriere als Fotografin. Von ihrem Vater ermutigt, kauft sie sich ihre erste Kamera und geht die ersten Schritte eines Wegs, der für eine junge Frau der 50er Jahre noch voller Steine liegt. Als an ihrer ehemaligen Schule ein Blindgänger mehrere Schüler, darunter Angelikas beste Freundin Irmgard, tötet und die Berichterstattung über das Unglück Angelika tief verletzt, entscheidet sie sich mit ihrer Fotografie eine andere Richtung einzuschlagen. Zeitgleich wird die Turnerin Christine Magold in Ostberlin ausgewählt um die DDR bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Was erst wie ein wahrgewordener Traum erscheint, wird für die junge Frau immer mehr zum Albtraum. Kontrollen, fragwürdige Trainingsmethoden und der psychische Druck werden unerträglich. Ihre erste Begegnung wenige Jahre später wird für beide Frauen zum Schicksalsmoment…

Mit Lebenssekunden hat Katharina Fuchs einen unterhaltsamen und feinfühligen historischen Schmöker geschrieben, den ich gerne gelesen habe. Die Geschichte konzentriert sich immer abwechselnd auf die beiden Protagonistinnen Angelika und Christine, deren Wege sich im letzten Drittel des Romans immer stärker miteinander verweben. Beide Frauen sind nahbare und sympathische Charaktere, die ich mit Spannung durch die Geschichte begleitete. Fuchs schafft es auf unaufdringliche Art und Weise interessante historische Details mit der Handlung zu verknüpfen, insbesondere das Geschehen in der DDR und der für die Bevölkerung plötzliche Bau der Berliner Mauer wurden sehr eindrücklich beschrieben. Christines Seite der Geschichte fand ich insgesamt etwas spannender, Angelikas Handlungsstrang hatte in meinen Augen hingegen ein paar Längen und manches wurde für meinen Geschmack schon fast zu detailreich beschrieben. Dennoch kann ich euch diese warmherzige, unterhaltsame Geschichte empfehlen, die darüber hinaus ein authentisches Bild der damaligen Zeit vermittelt.
Dankeschön an @droemerknaur für das Rezensionsexemplar!