Kleine Feuer überall (Celeste Ng)
Elena Richardsons Leben ist, wie alles im beschaulichen Vorort Shaker Heights, durchgeplant, wohlgeordnet und bilderbuchverdächtig schön. Ihr Mann ist Anwalt, sie schreibt Kolumnen für die lokale Zeitung und hat, abgesehen von Nesthäkchen Izzy, vier wohlerzogene Kinder in die Welt gesetzt. Als die Künstlerin Mia Warren und ihre 15-jährige Tochter Pearl in Shaker Heights auftauchen, vermietet Elena ihnen aus Mitgefühl eine Wohnung in der Nähe und behandelt Pearl, die sich bald mit Elenas Kindern anfreundet und immer öfter Zeit im Haus der Richardsons verbringt, wie ein eigenes Kind. Die rebellische Izzy hingegen fühlt sich von Mias unkonventioneller Lebensweise angezogen und wird von dieser bald unter ihre Fittische genommen. Doch Elena will sich mit Mias Undurchschaubarkeit nicht zufriedengeben und beginnt schon bald in deren Vergangenheit nach Antworten zu graben.
Kleine Feuer überall hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich brauchte ein wenig um in die Geschichte hineinzufinden, war aber spätestens nach dem ersten Viertel der Handlung mittendrin und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Celeste Ngs Schreibstil ist fesselnd und gefühlvoll zu gleich. Das Buch beginnt mit dem Ende der Geschichte, als Elena Richardson im Vorgarten stehend beobachtet, wie ihr perfektes Haus in Flammen steht. Anschließend wird chronologisch aufgerollt, wie es zu dem Brand gekommen ist. Die Figuren und die Dynamiken innerhalb der Familien wurden von Celeste Ng bis ins Detail ausgearbeitet und zeigen auf spannende, psychologisch durchdachte Weise, wie Menschen zu dem werden, was sie sind und dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Dabei geht es nicht nur um Familie, sondern auch um das Thema Mutterschaft, die erste Liebe, Alltagsrassismus und um eine Form des Wohlfahrtsstaats, der durch scheinbare Großherzigkeit die bestehenden Verhältnisse zu legimitieren versucht. Ein großartiges, vielseitiges Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.