Der Apfelsammler (Anja Jonuleit)
Nach dem Unfalltod ihrer Eltern wächst Hannah bei ihrer Tante Eli auf. Als sie älter wird und zu studieren beginnt gehen ihre Wege schließlich auseinander: Während Hannah sich ein eigenes Leben aufbaut, Journalistin wird, zieht Eli in ein kleines Dorf im italienischen Umbrien. Viele Jahre später erhält Hannah die Nachricht von Elis plötzlichem Tod. Ohne zu zögern reist sie nach Castelnuovo, um sich dort um Elis Nachlass und das Haus zu kümmern. Was nur wenige Tage dauern sollte, wird zu einem längeren Aufenthalt, denn Elis Leben in Umbrien wirft immer mehr Fragen auf. Wieso wählte sie genau jenen Ort aus, um dort ihr restliches Leben zu verbringen? Von wem stammen die vielen Mixtapes in Elis Haus und was hat Matteo, der griesgrämige Nachbar zu verbergen, der in seinem Garten alte Birnen- und Apfelsorten sammelt? Dann findet Hannah einen Stapel Briefe, in dem Eli ihre Geschichte erzählt und nichts ist mehr so, wie es vorher war…
Wie bei Büchern von Anja Jonuleit üblich, bin ich nur so durch diese Geschichte geflogen. Auf zwei verschiedenen Zeitebenen begleitet man als Leser sowohl Hannah als auch Eli, die in Form von Briefen das schildert, was ihr in ihrer Jugend widerfahren ist. Durch diese, für Jonuleit typische Struktur setzt sich die Geschichte wie ein Puzzle langsam zusammen, was für einen guten Spannungsbogen sorgt, der durch ein überraschendes, aber sinniges Ende abgerundet wird. Den Figuren fühlte ich mich schnell nah, ihre Gedanken und Gefühle waren für mich nachvollziehbar dargestellt und regten mich schnell zum Mitfiebern an. Was mir etwas fehlte, war der „historische Faktor“. Von Anja Jonuleits Büchern bin ich es gewohnt, dass diese auf interessante und informative Weise historische Geschehnisse miteinbeziehen, so geht in ihren anderen Büchern zum Beispiel um die Colonia Dignidad oder die Lebensbornheime im dritten Reich. Einen solchen Bezug gab es in Der Apfelsammler leider nicht, was ich etwas schade fand. Trotzdem hat mir das Lesen viel Freude begleitet und ich kann euch den Roman guten Gewissens ans Herz legen (genau wie alle Bücher dieser Autorin).