Sachbuch

Papyrus (Irene Vallejo)

Im Jahr 331 v. Chr. gründete Alexander der Große an der Mittelmeerküste des heutigen Ägyptens die Stadt Alexandria, die unter Ptolemaios II. über die Jahrhunderte zu einer Metropole der hellenistischen Welt wurde. Ihr Zentrum: Die Bibliothek, die gigantisch gewesen sein soll und in der Alexander alle existierenden Bücher der Welt versammeln wollte. Doch woher kommt überhaupt die Schrift, in der die Meister der griechischen Antike ihre Werke verfassten? Wann wurden Symbole zu einem strukturierten Alphabet, wie wir es heute verwenden? Welches Material benutzten die Menschen über die Jahrhunderte zum Verfassen von Büchern und als wie kostbar galten die jeweiligen Erzeugnisse später? Wie wurden Bücher aufbewahrt und verbreitet? Wie schafften es einzelne Werke bis in unsere Gegenwart zu überleben, während andere einfach verschwanden? Wie stand es in der Antike um schreibende Frauen und wieso blieben gerade in Pompeji so viele Stücke erhalten?
All diesen und vielen weiteren Fragen geht Literaturwissenschaftlerin Irene Vallejo in ihrem 750 Seiten starkem, wunderschön aufgemachtem Buch Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern nach. Auch wenn der Titel Papyrus bereits auf selbigen hinweist, war ich vom Fokus des Buches doch etwas überrascht. Es geht vordergründlich um die Entstehung des Buches und der Schrift, was heißt, dass wir uns fast ausschließlich in der griechischen und römischen Antike befinden und hier von Vallejo ordentlich historischen Kontext geliefert bekommen. Weil ich mich für die Zeit interessiere und nun mal viele unserer heutigen Errungenschaften auf die Antike zurückgehen, fand ich das nicht weiter schlimm. Jemand der über die Antike hinaus etwas über das Medium erfahren möchte, zum Beispiel über die Entwicklung des Buches im letzten Jahrtausend, über Gegenwartsliteratur und literarische Strömungen, wird hier allerdings weniger bedient (auch, wenn Vallejo immer wieder auch Ausflüge in andere Epochen macht). Lässt man sich darauf und auf die sehr inputreiche, geschichtslastige Schreibweise Vallejos ein, kann Papyrus aber zu einer echt interessanten Lektüre werden, die breit gefächert und anschaulich Einblicke in die Geschichte des Buches gibt. Ich habe, trotz einzelner Längen, einiges mitgenommen und empfand Vallejos Stil als unterhaltsam, gut strukturiert und recherchiert. Für mich war Papyrus somit anders als erwartet, aber doch gut.