Nie, Nie, Nie (Linn Stromsborg)

Die Erzählerin in Strømsborgs Roman bleibt namenlos. Sie ist fünfunddreißig Jahre alt und seit acht Jahren mit Philip zusammen, mit dem sie sich eine Wohnung teilt. Seit sie sich erinnern kann, waren Kinder für sie kein Thema. Sie will keine eigenen haben, nicht jetzt und sehr wahrscheinlich auch nicht morgen. Für Philip war das immer okay, bis es dann irgendwann nicht mehr okay ist und Zweifel in ihm aufkommen, ob er mit der Entscheidung seiner Freundin wirklich leben kann. In ihrem Alltag wird die Erzählerin immer und immer wieder mit Unverständnis, Unglauben und Skepsis ihrer Mitmenschen konfrontiert. Sei dass die Familie, die immer wieder nach Nachwuchs fragt, die Mutter, die nicht aufhören will, Babykleidung zu stricken oder die Freundinnen, die früher gleicher Meinung waren, den Trend des „Keine Kinder haben Wollens“ dann aber doch hinter sich gelassen haben. Als auch die beste Freundin Anniken schließlich schwanger wird, verändert sich alles.

Nie, Nie, Nie von Linn Strømsborg hat mich nachhaltig beeindruckt und ist nach der Lektüre heißer Anwärter für meine Jahreshighlights. Das Buch ist wahnsinnig gefühlvoll geschrieben und schildert aus der Ich-Perspektive der Erzählerin deren Alltagsleben, Gefühle und Erinnerungen. Das beginnt bei ihren eigenen Beziehungen zu Eltern und Großeltern, geht über ihr Kennenlernen mit Philip bis zur Schwangerschaft ihrer besten Freundin und der Geburt deren Tochter. Ich selbst bin immer schon der „Ich will unbedingt irgendwann Kinder“-Typ gewesen, konnte mich aber trotzdem durchweg in die Protagonistin hineinversetzen. All ihre Gedanken wurden für mich absolut greifbar und es machte mich beim Lesen richtig wütend, wie oft und in wie vielen verschiedenen Kontexten sich die Erzählerin immer wieder für ihre Entscheidung rechtfertigen muss. Der prägnante, treffende Schreibstil passte hier in meinen Augen perfekt, obwohl Alltägliches beschrieben wird, las ich Nie, Nie, Nie mit Spannung. So ein großartiges, wichtiges Buch. Große Empfehlung.