Nach einer wahren Geschichte (Delphine de Vigan)
Delphine hat gerade ein neues Buch veröffentlicht und ist von der Resonanz überwältigt, als sie die attraktive und interessante L. auf einer Feier kennenlernt. L. arbeitet als Ghostwriterin und wird für Delphine, die sich von der eleganten Frau sofort angezogen fühlt, rasch zu einer Freundin und engen Bezugsperson. Im Vertrauen berichtet Delphine L. von ihrer Idee für ein neues Buch, das dieses Mal reine Fiktion sein soll. Doch L. reagiert mit Unverständnis, gar Ärger und legt Delphine stattdessen nahe über die Wahrheit, über etwas Persönlicheres zu schreiben. Die Skepsis der neuen Freundin stürzt die Autorin in eine Krise, die sich bald zu einer heftigen Schreibblockade steigert. Unfähig auch nur eine Zeile zu schreiben, gewährt Delphine L. immer mehr Raum in ihrem Leben, lässt sie an ihrer Stelle schreiben und Aufträge erfüllen. Dass L. dabei immer vehementer die Zügel in die Hand nimmt und Delphine stetig unheimlich ähnlich wird, merkt diese erst, als es bald zu spät ist…
Ohne große Erwartungen bin ich an Delphine de Vigans Roman Nach einer wahren Geschichte herangegangen und wurde von dieser intensiven und intelligenten Geschichte absolut umgehauen. Nach Die Kinder sind Könige war es mein zweites Buch der französischen Autorin und jetzt will ich definitiv noch mehr. Die Handlung wird rückblickend aus der Ich Perspektive erzählt und erstreckt sich über ca. 2 Jahre. Mir fällt es schwer in Worte zu fassen, wie geschickt und clever De Vigan hier Spannung aufbaut, wie glaubwürdig sie L. immer mehr die Kontrolle übernehmen lässt und wie faszinierend es für mich als Leserin war zu beobachten wie Realität und Fiktion hier verschwimmen, wie das Schreiben selbst hier so fesselnd zum Thema gemacht wird. De Vigan schreibt detailreich und findet, so empfand ich es, genau den richtigen Ton zwischen sich authentischer Emotionalität und reflektierter Analyse. Auch, wenn der Roman Konzentration erfordert, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und las es in einem Rutsch durch. Für mich ein Highlight, das mich packte und zum Nachdenken anregte.
