Literatur

Ein Winter in Paris (Jean-Philippe Blondel)

Der junge Victor stammt aus eher einfachen Verhältnissen und verlässt nach der Schule die Provinz um in Paris zu studieren. Der Anspruch der Universität ist hoch, der Druck bei den Studenten groß. Victor bleibt weitestgehend unsichtbar, sein einziger sozialer Kontakt ist Mathieu, ein Junge aus dem Jahrgang unter ihm, mit dem er regelmäßig eine Zigarette raucht und sich über das Leben austauscht. Als Mathieu sich das Treppenhaus der Universität herunterstürzt und stirbt, verändert sich alles. Auf einmal steht Victor, der einzige Freund des Opfers im Zentrum, seine Kommilitonen interessieren sich auf einmal für ihn und auch Mathieus Vater sucht den Kontakt zu ihm, was bald zu einer besonderen Freundschaft führt.

Jean-Philippe Blondels Schreibstil ist sehr feinfühlig. Trotz der wenigen (200) Seiten war es für mich nicht schwierig mich in Victor und die Atmosphäre des Romans hineinzufühlen. Die Melancholie und die Suche nach der eigenen Identität in dieser bezeichnenden Lebensphase konnte Jean-Philippe Blondel meiner Meinung nach authentisch darstellen und ich habe mich in der ein oder anderen Szene wiederfinden können. Manchmal neige ich dazu, solche Geschichten als deprimierend zu empfinden, Ein Winter in Paris gibt einem aber kein schlechtes Gefühl. Der Roman macht nachdenklich, mitunter auch traurig, aber zwischen den Zeilen schwingt immer eine gewisse Hoffnung und Lebenslust mit, die ich als sehr angenehm empfand. Ein schöner und kritischer Roman, den ich euch gerne ans Herz lege.