Literatur

Jenseits der Erwartungen (Richard Russo)

Mickey, Lincoln und Teddy teilen sich ein Appartement, als sie gemeinsam das Minerva College an der Westküste Connecticuts besuchen. Die drei ungleichen, jungen Männer werden Freunde, eine Freundschaft, die, Mal enger, Mal weniger eng, viele Jahrzehnte lang halten soll. Als sie sich im Alter von 66 Jahren wieder auf Marthas Vineyard treffen, wo Lincoln das Ferienhaus seiner Mutter geerbt hat, werden sie alle auf die ein oder andere Weise in die Vergangenheit zurück katapultiert. Zu jenem Sommer, den sie gemeinsam mit ihrer Collegefreundin Jacy Calloway hier verbrachten, kurz bevor Mickey in den Vietnam Krieg ziehen sollte, kurz bevor Jacy, das Mädchen, in das sie alle gleichermaßen verliebt waren, für immer verschwand. So viele Jahre später, quält die drei Männer noch immer die Frage, was damals wirklich geschah und wen von ihnen Dreien Jacy ebenfalls liebte.

Ich habe Jenseits der Erwartungen sehr gerne gelesen. Das liegt vor allem daran, dass ich den Schreibstil Richard Russos als überaus angenehm und flüssig empfand und er durch seinen feinfühligen, detailverliebten Stil die Figuren in meinem Kopf zum Leben erwecken konnte. Die drei Hauptfiguren, Lincoln, Teddy und Mickey sind sehr lebensnahe Charaktere, deren Handlungen und Gefühle für mich jederzeit nachvollziehbar waren. Die Handlung wird von einem auktorialen Erzähler begleitet, wobei die Kapitel sich jeweils besonders auf eine der drei Hauptfiguren konzentrieren. Hierbei gibt es auch immer wieder Rückblicke in die Zeit am College, so, dass ein umfassendes Bild jener besonderen Freundschaft entsteht. Es handelt sich hierbei grundsätzlich um eine eher ruhige Erzählung, der durch das Geheimnis um Jacys damaliges Verschwinden jedoch eine ordentliche Prise Spannung hinzugefügt wurde. Ein rundes Buch, das mich fesseln und berühren konnte.
Vielen Dank an den @dumontbuchverlag für die Bereitstellung.