Lieblingsbuch Literatur

Gespenster (Dolly Alderton)

Nina George Dean ist gerade zweiunddreißig Jahre alt geworden. Sie hat ihren Lehrerinnenjob an den Nagel gehängt und arbeitet als Foodblog- und Kochbuchautorin, wodurch sie sich endlich auch ihre erste eigene Wohnung in London leisten kann. Doch das neue Lebensjahr beginnt seltsam: Ninas Ex-Freund Joe offenbart ihr, dass er und seine neue Freundin heiraten werden, Katherine, die beste Freundin, erwartet ihr zweites Kind und Nina und ihre Mom müssen feststellen, dass die Demenzerkrankung ihres Vaters und Ehemanns immer mehr Raum in ihrem Leben einnimmt. Da taucht plötzlich Max auf, den sie durch eine Dating App kennenlernt. Mit Max entwickelt sich alles prächtig, bis er kurz nach dem ersten Ich liebe dich einfach verschwindet und nichts mehr von sich hören lässt. Wie soll man über einen Liebeskummer hinwegkommen, wenn man nicht Mal die Chance hatte sich zu verabschieden? Wie einen neuen Mann kennenlernen, wo alles so verdammt unverbindlich ist?

Zu Gespenster von Dolly Alderton habe ich bisher unterschiedliches gehört. Ich aber ordne mich ganz eindeutig den Begeisterten zu, denn mir hat das Buch unglaublich viel Spaß gemacht, mich gleichzeitig aber auch berührt. Dolly Aldertons Schreibstil ist charmant, witzig (wirklich) aber durchaus tiefgründig. Obwohl ich noch nicht ganz bei der 30 angekommen bin, konnte ich mich in so vielen Momenten wiederfinden und habe die schonungslose Ehrlichkeit dieser Geschichte sehr genossen. Nina ist eine tolle Protagonistin, mit der ich mich schnell identifizieren konnte. Sie wirkt echt, kantig und ihre Gefühle waren für mich fast durchweg nachvollziehbar. Obwohl der Roman in erster Linie unterhaltsam ist, fand ich den Umgang mit den Themen Demenz oder Mutterschaft feinfühlig und recht vielschichtig. Die Sehnsucht nach der eigenen Kindheit, die Art, wie sich Freundschaften über die Zeit verändern, das Suchen nach einem Zuhause, indem man sich wohl fühlt, die Themen holten mich alle ab. Einzige Skepsis: Die Sache mit dem Nachbarn am Ende…, aber was soll’s? Ein kleines Highlight für mich und eine große Empfehlung an euch.