Literatur

Die Schnelligkeit der Dämmerung (Lea Catrina)

Olivias Kindheit ist vor allem von Verlusten geprägt: Als sie vier Jahre alt ist, stirbt ihr Bruder, kurz darauf verlässt auch der Vater die Familie und lässt Olivia mit ihrer Mutter zurück. Anstatt die Ereignisse aufzuarbeiten, hüllen sich die beiden Zurückgebliebenen in ein Schweigen, das sich, einem Keil gleich, über die Jahre immer deutlicher zwischen sie schiebt. Als junge Frau ist Olivia permanent damit beschäftigt das Gewicht ihrer Vergangenheit auf ihren Schultern auszubalancieren und dabei die Fassade aufrecht zu erhalten, die sie um sich herum errichtet hat. Ihre Tage setzen sich aus verschiedenen Nebenjobs, einer nur noch halbherzig geführten Beziehung und den Besuchen bei der, in der Psychiatrie sitzenden Mutter, zusammen. Dann aber bricht Olivia aus ihrem Leben aus und flüchtet zu ihrer Tante Edie, die am Meer ein Restaurant führt. Kann sie hier, weit weg von allem, einen Weg finden, der aus dem Schweigen heraus in eine neue Zukunft führt?

Lea Catrinas Debutroman Die Schnelligkeit der Dämmerung hat mir wirklich gut gefallen. Die Geschichte spielt irgendwann Ende der 90er Jahre und wird durchweg aus der Perspektive von Olivia erzählt, welche auch immer wieder kurze Rückblicke einfließen lässt. Lea Catrina schreibt mit sehr viel Fingerspitzengefühl und ermöglichte mir dadurch einen schnellen und tiefgehenden Zugang zu den verschiedenen Figuren, allen voran zu Olivia. Die Thematik, die sie hier aufgreift, das Totschweigen familiärer Traumata und die Entzweiung, die daraus resultiert, werden sehr authentisch dargestellt und zogen mich schnell in ihren Bann. Trotz des Themas wirkte Die Schnelligkeit der Dämmerung auf mich zu keinem Zeitpunkt deprimierend, vielmehr war es spannend auch die persönliche Entwicklung von Olivia zu verfolgen und zu sehen, wie sie sich langsam aus den Mustern der Verdrängung befreit. Mit gut 200 Seiten ein kurzweiliger aber durchaus nachhallender Lesegenuss, den ich euch gerne ans Herz lege!

Vielen Dank an @lea.catrina und @arisverlag8424 für das Rezensionsexemplar!