Der Mauersegler (Jasmin Schreiber)
Mitten in der Nacht ist es, als sich Prometheus in seinen Wagen setzt und davon fährt. Wohin es gehen soll, weiß er zunächst nicht. Hauptsache weg von der Heimat, von dem Ort, an dem er gerade den Anruf auf dem Krankenhaus angenommen hat. Von Angst und Scham getrieben, verschlägt es den jungen Arzt schließlich nach Dänemark, wo er, nach dem gescheiterten Versuch mit seinem Wagen ins Meer zu fahren, von zwei Frauen aufgenommen wird. Helle und ihre Frau Aslaug betreiben gemeinsam einen kleinen Pferdehof, auf dem auch Prometheus für eine Weile Unterschlupf findet. Die beiden eigentümlichen Frauen stellen keine Fragen, wollen nicht wissen, wovor Prometheus geflohen, was im widerfahren ist. Umgeben von Pferden und Meer beginnt Prometheus schließlich sich der Schuld und der Erinnerung zu stellen, der Erinnerung an seinen besten Freund Jacob…
Nachdem Marianengraben für mich ein absolutes Highlight war, habe ich mich sehr auf Der Mauersegler gefreut. Jasmin Schreibers neues Buch ist ernster als Marianengraben, die Themen Tod und Schuld noch gegenwärtiger als in ihrem Debutroman. Trotzdem konnte ich die leichte, feinfühlige und teils humorvolle Stimme erkennen, die mir an Jasmin Schreibers Schreibstil schon bei Marianengraben so gefiel. In die Geschichte, die vor allem auch eine Geschichte über Freundschaft ist, konnte ich schnell eintauchen, die Figuren und das, was sie durchstehen, wurden für mich fühlbar. Die knapp 250 Seiten habe ich innerhalb eines Nachmittags beendet, weil ich dann doch immer wissen wollte, wie es weitergeht. Für mich hätte der Roman fast noch ein paar Seiten mehr haben können, um die Beziehungen und die Figuren etwas weiter zu vertiefen. Die kamen mir zwar nah, aber nicht ganz so nah, wie Paula und Helmut aus Marianengraben. Trotzdem habe ich Der Mauersegler sehr gerne gelesen und empfehle es gerne weiter. Auch die Lesung, die ich gestern besuchen durfte, war großartig!
Vielen Dank an @vorablesen und @eichbornverlag für das Exemplar!