Literatur

Blaue Frau (Antje Rávik Strubel)

Adina wächst in einem tschechischen Dorf nahe des Riesengebirges auf. Hier ist sie die einzige Teenagerin weit und breit, im Schulbus verbringt sie Meilen gänzlich allein. Das Gefühl nicht ganz hineinzupassen, begleitet sie bis ins Erwachsenenalter, nach der Schule zieht es sie nach Deutschland, wo sie in Berlin einen Sprachkurs belegt und nebenbei putzen geht. Als sie Rickie kennenlernt, hat sie das erste Mal das Gefühl von jemandem wirklich gesehen zu werden, doch Rickie schickt Adina schon bald in die Uckermark, wo sie ein Praktikum absolvieren soll. Eine von Leid und Angst geprägte Reise beginnt, die die junge Frau bis nach Finnland führt, wo sie nach einer Vergewaltigung versucht, ihr Leben und ihren Mut wieder zusammen zu setzen. Leonides, ein estnischer EU-Abgeordneter gewährt ihr Zuflucht, doch erkennt nicht, mit was Adina zu kämpfen hat. Und dann ist da noch die Blaue Frau, die immer wieder auftaucht und eine eigene Geschichte birgt…

Wieder eine Rezension, vor der ich mich etwas gedrückt habe. Weil Blaue Frau mich seltsam ratlos zurückließ und meine Erwartungen nicht recht erfüllen wollte. Die Handlung kreist um Adina, der man als Leser durch die verschiedenen Stationen ihres Lebens folgt. Obwohl dies nicht chronologisch geschieht, die Spielorte vielmehr wechseln, konnte ich mich ganz gut in der Geschichte orientieren. Die Metaebene, die von Begegnungen mit der Blauen Frau handelt, habe ich allerdings nicht ganz begriffen. War mir das literarisch zu hoch? Oder hätte man das auch weglassen können? Ich weiß es nicht. Blaue Frau ließ sich insgesamt recht leicht und flüssig lesen, sprachlich hat es mir gut, wenn auch nicht überragend gut gefallen. Ich bekam beim Lesen ein Gefühl für Adina, für ihre Gefühle, Gedanken und ihr Leiden, fand die Thematik, den Umgang der jungen Frau mit ihrem tiefen Trauma interessant und durchaus feinfühlig beschrieben. Trotzdem fehlte mir hier das gewisse Etwas, vieles wurde angeschnitten und stehen gelassen, das Ende riss dabei nur weitere Fragezeichen an und die Figuren wirkten teils überzeichnet. Ein gutes Buch, das mich aber nicht so umhauen konnte, wie erhofft.
Vielen Dank an @_s_fischer für das Exemplar!