Alef (Katharina Höftmann Ciobotaru)

Bei einem Auslandsaufenthalt in Indien trifft Maja, Anfang zwanzig, auf den charismatischen Eitan. Innerhalb weniger Tage ist beiden klar: Das ist sie, die große Liebe. Doch mit der Kollision jener zweier Individuen, prallen auch zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Maja ist in Ostdeutschland geboren, die Mutter schaffte nach der Wende den Karriereaufstieg, der Vater fiel in ein perspektivloses Loch. Maja wächst in einer Welt voller Widersprüche auf und erfährt in ihrer Heimat Rostock hautnah das Wiederaufleben des Rechtsextremismus. Eitan hingegen lebt in Israel, seine Verwandten sind zum einen Teil Kriegsflüchtlinge aus dem Irak, zum anderen Teil direkte Überlebende des Holocaust. Der jüdische Glaube hält seine Familie, die so viele Verluste erleiden musste, zusammen. So ist es für Eitan auch wichtig, dass Maja Jüdin wird. Kann ihre außergewöhnliche Liebe die Grenzen zwischen ihnen überwinden oder bedeutet ihr Zusammensein am Ende vor allem sich selbst zu verleugnen?

Tatsächlich brauchte ich eine Weile um so richtig in Alef hineinzukommen. In der ersten Hälfte nämlich, geht es weniger um Majas und Eitans Liebe als vielmehr um die detailreichen Hintergrundgeschichten der beiden Familienstränge. Was ich anfangs als etwas zu ausufernd empfand, bekam im Verlauf des Romans jedoch eine solche Tragweite, dass ich nachträglich sehr dankbar für die jeweiligen Schilderungen bin. So entspann sich Majas und Eitans Geschichte wie ein komplexes, feinfühliges Netz, mit immer wieder neuen, kleinen Offenbarungen. Aufgrund meiner teils noch großen Wissenslücken bezüglich des Judentums und deutsch-jüdischer Geschichte, war Alef für mich ein höchst interessantes, spannendes und vielschichtiges Buch, aus dem ich einiges mitnehmen konnte. Die Figuren und die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, wirkten auf mich absolut authentisch und brachten mir die zwei Familiengeschichten emotional sehr nahe. Ein besonderes Buch, das ich, trotz Anfangsschwierigkeiten, absolut in mein Herz schließen konnte.