Literatur

Unter uns das Meer (Amity Gaige)

Juliet und Michael Partlow leben mit ihren Kindern, der 7-jährigen Sybil und dem 2-jährigen George ein beschauliches Vorstadtleben. Die Ehe der beiden kriselt schon seit einer Weile, Juliet hat seit der Geburt ihrer Kinder mit Depressionen und den an sie gestellten Erwartungen zu kämpfen, Michael arbeitet viel und fühlt sich gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt. Trotz mangelnder Erfahrung erwacht in Michael mit einem Mal ein Traum: Er möchte ein Segelschiff kaufen und mit seiner Familie ein Jahr auf dem Meer verbringen. Juliet ist skeptisch, lässt sich jedoch von ihrem Mann überreden, an diesem Abenteuer teilzunehmen. Doch das Leben auf hoher See bringt nicht nur die ersehnte Freiheit und Autonomität mit sich. Auf dem kleinen Schiff, die Juliet genannt wird immer deutlicher, wie viel bereits zwischen Michael und Juliet steht und was für unterschiedliche Ansichten sie in Wirklichkeit haben. Und dann zieht ein Sturm auf, der die Familie für immer verändern wird.

Insgesamt hat mir Amity Gaiges Buch Unter uns das Meer gut gefallen. Es handelt sich hierbei um eine Mischung aus Familiendrama und Abenteuerroman mit großer psychologischer Tiefe. Die Erzählstruktur ist relativ ungewöhnlich, abwechselnd erzählen Juliet (rückblickend aus der Gegenwart) und Michael (in Form seiner Logbucheinträge), wie sie die Reise erlebt haben, auch Sybil kommt in einigen kurzen Passagen zu Wort. Den Schreibstil mochte ich sehr, voller Gefühl und teils fast poetisch schafft Amity Gaige tiefgehende Einblicke in das Seelenleben der Figuren, die Zeit auf See und die Familiendynamik. Dadurch, dass viele Fragen aufgeworfen und erst im Laufe des Buches beantwortet werden, fand ich die Geschichte außerdem recht spannend. Manchmal empfand ich einzelne Passagen als etwas langatmig und auch die Vorgeschichte von Juliet, die etwas „hineingezwängt“ wirkte, hätte es für mich nicht gebraucht. Für mich ein gutes, sehr intensives Buch mit kleinen Abzügen.