Literatur

Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Joachim Meyerhoff)

Als der, gerade 20 Jahre alt gewordene Joachim sich auf seinen Zivildienst vorbereitet geschieht das Unfassbare: Man bietet ihm einen Platz an einer Schauspielschule in München an. Unsicher, ob das Schauspielern wirklich zu seinen Talenten gehört, zieht Joachim in Ermangelung einer eigenen Wohnung im herrschaftlichen Haus seiner Großeltern ein. Das Leben der ehemaligen Schauspielerin und des pensionierten Philosophie Professors ist durchwirkt von, oft alkoholisch anmutenden, Ritualen. In insgesamt 5 täglich zu absolvierenden Etappen, die da sind: Champagner (zum Frühstück), Weißwein (zum Mittag), Whiskey (vor dem Abend), Rotwein (zum Abendbrot) und Cointreau (vor dem Schlafen gehen) durchlebt Joachim seine Tage im Haus, die in starkem Kontrast zu den abenteuerlichen, und doch ernüchternden Stunden an der Schauspielschule stehen. Während er bald die Leere bemerkt, gegen die die Großeltern anzukämpfen scheinen, kehrt er auf der Bühne selbst sein Innerstes nach außen und scheitert dabei nicht selten.

Habe ich schon erwähnt, dass ich Joachim Meyerhoff liebe? Nein? Okay, dann jetzt nochmal. Genau wie Teil 1 und 2 der „Alle Toten fliegen hoch“ Reihe, die ich bereits gelesen habe, hat mir Teil 3 Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke wieder wahnsinnig gut gefallen. Die Authentizität mit der Meyerhoff aus seinem Leben erzählt, wie er die tragischen und komischen Momente in seinem feinfühligen, eigenwilligen Erzählstil einfängt, hat mich aufs Neue beeindrucken können. Ich fand es schön, Joachim dieses Mal in einem ganz neuen Umfeld zu sehen. Sowohl die Erlebnisse mit seinen, doch recht eigensinnigen, Großeltern, als auch die Ausbildung an der Schauspielschule konnten in mir ein Gefühlschaos auslösen, in dem ich zwischen Lachen, Weinen, Schmunzeln und Nachdenken hin und her pendelte. Für diese Art des Erzählens hat Meyerhoff in meinen Augen ein unvergleichliches Talent, mit dem er mich immer wieder in seinen Bann zu ziehen weiß. Ein großartiges Buch, das ich euch gut und gerne empfehlen kann.