Literatur

Identitti (Mithu M. Sanyal)

Die 26-jährige Nivedita betreibt unter dem Namen Mixed-Race-Wonder-Woman alias Identitti einen Blog, auf dem sie ihre Erfahrungen mit den Themen Identitätssuche, Diskriminierung und Herkunft mit einer rasend wachsenden Community teilt. Denn Nivedita ist halb Deutsche, halb Inderin und studiert an der Universität in Düsseldorf Postcolonial Studies. Bei der gefeierten und vielfach publizierten Professorin Saraswati, in deren Kursen nur People of Colour willkommen sind, hat Nivedita neues Selbstbewusstsein und vielseitige Erkenntnisse gewonnen, auf denen sie ihr Leben weiter aufbaut. Dann aber erschüttert ein Skandal die Medienwelt: Saraswati ist eigentlich gar keine PoC, sondern in Wirklichkeit weiß. Sie hat ihre wahre Herkunft verschleiert und sich eine neue Identität aufgebaut, mit der sie die Welt um sich herum täuschte. Nivedita ist entsetzt und fällt in eine Schockstarre. Kann sie Saraswati ihren Verrat verzeihen? Können Identität und Race tatsächlich fluide sein?

Ich habe Identitti gemeinsam mit @carinas.buecherliebe gelesen und meine Erwartungen waren dank diverser Bookstagram Lobeshymnen hoch. Die Sprache des Buches ist sehr „modern“, viele Anglizismen, Fremdwörter, Blogeinträge, Zitate und Tweets machen das Buch zu einer bunten, hoch aktuellen, aber auch anstrengenden Lektüre. Die Thematik fand ich wahnsinnig interessant und es ist ganz klar, dass Sanyal hier sehr viele, sehr schlaue Fragen aufwirft und diese mit Unmengen großartigen Hintergrundwissens ausdiskutiert. Trotzdem fühlte ich mich manchmal etwas erschlagen und hatte das Gefühl, für die volle geistige Aufnahme selbst (noch) nicht ausreichend Wissen mitgebracht zu haben. Auch zog sich die Handlung in meinen Augen zeitweise ganz schön und drehte sich irgendwie etwas im Kreis. Das Verhalten Niveditas und ihre Beziehung zu Saraswati konnte ich teilweise nicht nachvollziehen. Ja, ich habe hier definitiv etwas mitgenommen und wurde zum Nachdenken angeregt, die ganz große Begeisterung kann ich aber nicht so recht teilen, vielleicht war ich aber auch „noch nicht so weit“, ich weiß es nicht.