Literatur

Schlangen im Garten (Stefanie vor Schulte)

Johanne Mohn ist gestorben und hat ihren Mann Adam und die drei Kinder Steve, Linne und Micha zurück gelassen. Für die Mohns ist die Welt stehen geblieben, der Verlust so schwer, dass sie nicht wissen, wie sie weitermachen sollen. Adam hat seinen Job gekündigt, Steve ist vom Studium nach Hause gekommen und Linne und Micha finden nur schwer in einen Schulalltag zurück. Jeden Abend sitzen sie zusammen und verspeisen, eingekocht und eingebacken in verschiedenste Kreationen, die beschriebenen Seiten aus Johannes geheimen Tagebüchern. Papiermähler, mit denen sie sich Johanne ganz einverleiben wollen. Doch den Menschen ringsum, den beäugenden Nachbarn und Herrn Ginster vom Traueramt passen die unkonventionellen Strategien der Mohns gar nicht. Noch schlimmer: Sie werden verdächtigt die Trauerarbeit zu verschleppen. Erst als die Familie die Obdachlose Bille, den geheimnisvollen Brassert und die schöne Marlene in ihr Leben lässt, beginnt sich etwas zu verändern…

Das Zeitlose und Märchenhafte an Stefanie vor Schultes Debüt Junge mit schwarzem Hahn mochte ich sehr. Die skurrile, etwas eigenwillige Schreibart von Stefanie vor Schulte taucht auch hier wieder sehr prägnant auf, und konnte meinen Geschmack, wie schon bei Junge mit schwarzem Hahn, größtenteils treffen. Die etwas absurde Familie Mohn konnte ich recht schnell ins Herz schließen, auch wenn die Figuren in ihrer Extravaganz nicht leicht fassbar sind und ich hier etwas authentische Tiefe vermisste. Die Handlung liest sich an sich gut, auch durchaus spannend, wurde aber zunehmend so abgedreht, dass ich mich etwas verloren fühlte. Die ersten zwei Drittel waren da noch etwas angenehmer und hielten mehrere sehr schöne und gefühlvolle Momente bereit. Mit dem Einfall der Nebenfiguren Bille, Brassert, Marlene und Herr Ginster verschwimmen die Grenzen von Realität und Illusion aber immer mehr. Schlangen im Garten lässt mich somit etwas zwiegespalten zurück. Ich mochte das etwas Verrückte der Geschichte, die gleichzeitig sehr sensibel erzählt wird, entfernte mich mit zunehmender Abgedrehtheit aber auch von ihr.