Literatur

Raumfahrer (Lukas Rietzschel)

Jan lebt gemeinsam mit seinem Vater in einem Einfamilienhaus in der Siedlung am Stadtrand. Direkt nebenan: Das dänische Bettenlager, gegenüber die größtenteils leerstehenden Plattenbauten. Jans Schule, sein Kindergarten, alles ist nach dem Zerfall der DDR langsam verschwunden, Leerstand und Supermärkten gewichen. Selbst das Krankenhaus, indem Jan als Krankenpfleger arbeitet, wird bald schließen. Immer seltener kommen Patienten für Routineuntersuchungen vorbei. Einer von ihnen: Thorsten Kern, Neffe des Künstlers Georg Kern, später Baselitz. Als der ältere Herr Jan überraschend in seine Wohnung einlädt und ihm dort eine Kiste mit Unterlagen seines Vaters und dessen Bruder überreicht, ist Jan verwirrt und verkennt die Verbindung seiner Familie mit den Baselitz zunächst. Dann aber beginnt er die Geschichte seiner Eltern und deren Beziehungen während der DDR zu hinterfragen und bringt dabei verstaubte Geheimnisse ans Licht…

Raumfahrer gehört für mich zu den Romanen, von denen ich das Gefühl habe, dass ich sie noch einmal lesen müsste, um ihre volle Bedeutung und ihr volles Potential zu erkennen. Obwohl Rietzschels Schreibstil weder kompliziert noch besonders schnörkelig ist, brauchte ich beim Lesen doch recht viel Konzentration, um die Handlungsstränge, die sich sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit bewegen, zusammen zu bringen. Jan blieb für mich als Protagonist leider recht blass, seine Gefühle und Gedanken wurden nicht recht greifbar. Sehr gefallen hat mir aber die Beschreibung der halb leeren Stadt, der Distanz zwischen Eltern und Kindern und dem luftleeren Raum zwischen Gestern und Heute, in dem die Generation von Jans Eltern wie Raumfahrer zu treiben scheint. Obwohl durch die vielen Rückblenden doch einiges passiert, habe ich die Geschichte und Erzählweise insgesamt als eher ruhig empfunden, wirkliche Spannung kam bei mir leider nicht auf. Ich bin somit unentschlossen, weder begeistert, noch enttäuscht und glaube, wie bereits oben erwähnt, dass ich dem Buch vielleicht ein zweites Mal die Chance geben werde, mich vollends zu überzeugen.