Die nicht sterben (Dana Grigorcea)
Seit sie denken kann hat die namenlose Hauptfigur, eine Bukarester Künstlerin, in der Kleinstadt B. ihren Rücksichtsort. Hier besitzt ihre elegante Großtante ein Ferienhaus, in dem im Sommer seit jeher Freunde und Verwandte zusammen kommen, um zu essen, zu feiern, zu leben. Jetzt, älter geworden, kehrt sie vom Studium aus Paris nach B. zurück, eine Welt, die derjenigen ihrer Kindheit immer weniger gleicht. Dann aber wird die Stadt, die ihre besten Zeiten hinter sich hat, durch den Fund einer entstellten Leiche erschüttert. Nicht nur die Todesart, sondern auch der Fundort des toten Mannes, werfen Fragen auf, dessen Körper nämlich lag auf der vergessenen Grabplatte Vlad des Pfählers, in die Geschichte eingegangen als Graf Dracula. Die Erzählerin fühlt sich von Draculas Geschichte ebenso angezogen, wie von der Tatsache, dass sein Blut in ihren Adern zu fließen scheint. Und so beginnt ein Sommer, der alles ändern wird.
In Die nicht sterben zeichnet Dana Grigorcea ein vielschichtiges, interessantes Bild des postkommunistischen Rumäniens. Die Einwohner des namenlosen Dorfes B. scheinen wie in einer Zwischenwelt gefangen, die Stimmung ist trüb, unheimlich und geheimnisvoll. Aus der Erzählerin, die aus der Ich-Perspektive die Geschehnisse schildert, wurde ich leider nicht ganz schlau. Ihre leicht distanzierte Art wirkte auf mich anziehend, trug aber auch dazu bei, dass ich emotional nicht so involviert wurde. Während mir der erste Teil des Buches und die historischen Aspekte des Dracula Mythos noch gut gefielen, verlor ich in der zweiten Hälfte zunehmend den Faden. Alles wurde etwas durcheinander, die Handlung stetig übernatürlicher, surrealer, vager. Ich verstand nicht mehr alles, und das fühlte sich nicht etwa beeindruckend, sondern eher nervig an. Ich habe viele begeisterte Rezensionen zu Die nicht sterben gelesen, für mich war es leider nicht das Wahre. Das liegt aber überwiegend daran, dass ich mit übernatürlich-schaurigem Kram schlichtweg nichts anfangen kann. Grigorceas Schreibstil und ihre gesellschaftlichen Beobachtungen hingegen fand ich sehr gut.