Wie der Wind und das Meer (Lilli Beck)
Der elfjährige Paul verliert in den letzten Bombenangriffen 1945 auf München seine Familie. Als er die ebenfalls verwaiste Sarah in den Trümmern der Stadt findet, schließen sie einen Pakt. Weil Sarah Pauls toter Halbschwester Rosalie ähnelt, gibt sie sich von nun an als diese aus und die beiden schlagen sich als vermeintliche Geschwister durch. Erst leben sie in einer Bande auf der Straße, später bei der „Blumenoma“ und zeitweise im Heim. Alles ist überstehbar, solange sie zusammen sind. Doch Jahre später verändert sich ihre Beziehung auf unwiderrufliche Weise und ihre damals kindliche Lüge wird ihnen zum Verhängnis.
Nachdem ich bereits Lilli Becks Roman „Mehr als tausend Worte“ gelesen habe, wollte ich nun auch „Wie der Wind und das Meer“ lesen und wurde nicht enttäuscht. Lilli Beck hat eine wunderbare, einfühlsame Art zu schreiben, die einem auch das Geschehen der Zeit sehr nah bringt. Rosalie bzw. Sarah und Pauls Geschichte reicht über mehrere Jahrzehnte, von denen ich keines selbst erlebt habe. Durch die detaillierten Beschreibungen konnte ich mir aber gut vorstellen, wie es damals jeweils war. Die Figuren sind vielseitig und authentisch, beide Hauptprotagonisten konnte ich schnell ins Herz schließen und den langen Weg, den sie, teils gemeinsam, teils getrennt begehen habe ich mit Spannung verfolgt. Stellenweise war es vielleicht ein wenig kitschig, aber das passte eigentlich ganz gut in die Geschichte. Ich habe „Wie der Wind und das Meer“ sehr gerne gelesen und fand ihn fast genauso gut wie „Mehr als tausend Worte“.