Historischer Roman

Die Schwalben von Montecassino (Helena Janeczek)

1415 Jahre lang lag die Abtei Montecassino oberhalb der italienischen Ortschaft Cassino, bis sie im Jahr 1944 zum Angelpunkt einer der blutigsten und langwierigsten Schlachten des zweiten Weltkriegs und schließlich zerstört wurde. Teile Italiens waren im Frühjahr 1944 von den Deutschen besetzt, deren Verteidigungsgrenze, die Gustav Linie genannt, auch durch Monte Cassino verlief. Von Januar bis April opferten hier Angehörige der alliierten Armeen tausendfach ihr Leben, um die deutsche Wehrmacht zurückzudrängen. Sie waren Amerikaner, Briten, Inder, Neuseeländer und Kanadier, aber auch zahlreiche Polen, die als Exilanten über Irrwege nach Italien kamen. Janeczek erzählt in ihrem Roman die Geschichte eines jungen Texaners, die Geschichte des Enkels eines Maori, der in Monte Cassino kämpfte, die Geschichte zweier Abiturienten, die am polnischen Friedhof nach vermissten Wanderarbeitern suchen und die Geschichte ihrer eigenen Tante Irka…

Die Schwalben von Montecassino sprach mich vor allem an, weil ich mich für Geschichte interessiere, ich bisher aber so gut wie nichts von der Schlacht von Montecassino gehört hatte. Besonders, dass hier darauf aufmerksam gemacht wird, dass nicht nur die „klassischen“ Siegermächte an vorderster Front kämpften, sondern auch Soldaten aus aller Welt, fand ich wichtig und interessant. Leider, leider muss ich sagen, dass ich mir bei der Umsetzung aber etwas anderes vorgestellt hatte und Die Schwalben von Montecassino deshalb letztendlich nicht so überzeugend fand, wie erhofft. Janeczek springt viel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, streut zwischen den aneinandergereihten fiktiven Handlungssträngen immer ein bisschen von ihrer eigenen Familiengeschichte mit ein und setzt, so meine Wahrnehmung, recht viel geschichtliches Wissen voraus. Es geht wirklich sehr, sehr viel und im Detail um die einzelnen Feldzüge, während eine richtige Gesamtgeschichte eher fehlt. Auch, wenn ich hier einiges Neues mitnahm, konnte ich, auch wegen des etwas unstrukturierten
Schreibstils, nicht immer alles nachvollziehen und empfand die Lektüre deshalb insgesamt als etwas anstrengend. Komplexes, spannendes Thema, das hier jedoch nicht ganz greifbar wurde.