Was man von hier aus sehen kann (Mariana Leky)
Die alte Westerwälderin Selma hat eine skurrile Gabe: Immer wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, bedeutet dies, dass jemand im Dorf am nächsten Tag sterben wird. Wen es trifft, ist allerdings unklar. Und so kommt es, dass die Bewohner des Dorfes im Angesicht des Todes, einander die ein oder anderen Wahrheiten gestehen und Dinge wagen, die sie sich sonst nicht zu trauen vermöchten. Luise, Selmas Enkelin und größte Bewunderin wächst Seite an Seite mit ihrem besten Freund Martin in dieser kleinen Welt auf, geprägt durch die liebevolle Umsorgung durch ihre Großmutter und einige andere schrullige Dorfbewohner, allen voran der Optiker und die abergläubische Elsbeth. Sie sind es auch, die Luise Jahre später unterstützen, als sie sich in einen Mann verliebt, der viertausend Kilometer entfernt von ihrem Dorf lebt.
Was man von hier aus sehen kann war für mich ein echtes Lesehighlight, das ich jedem wärmstens ans Herz legen kann. Nicht nur die wunderschöne Geschichte, die gleichzeitig tiefgründig, herzerwärmend, lustig, nachdenklich und auch ein bisschen traurig ist (ja, das geht), hat mir sehr gut gefallen, sondern auch die erfrischende Sprache von Mariana Leky. Die Art wie sie mit ihrem eher lockeren, ganz besonderem Schreibstil so tiefgründige Momente erschafft finde ich bewundernswert. Die Figuren sind mir, vor allem wegen ihrer jeweiligen Eigenarten allesamt sehr ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen gemeinsam mitgefiebert, mitgelacht und die ein oder andere Träne verdrückt. So eine Mischung überzeugend „hinzubekommen“ ist meiner Meinung nach schon eine Leistung, dazu dann noch diese einzigartige, bewegende Sprache, die mir sehr gefallen hat: Hach, ich bin ganz arg verliebt in dieses Buch.