Literatur

Maschinen wie ich (Ian McEwan)

Charlie ist Anfang 30, lebt allein und hat das Erbe seiner Eltern durch einen Haufen zweifelhafter Investitionen und Geschäftsideen verprasst. Aufgrund seiner Begeisterung für die technischen Errungenschaften der Zeit, kann er trotzdem nicht widerstehen als die ersten lebensechten Androiden auf den Markt kommen und sichert sich eines der wenigen „männlichen“ Exemplare: seinen persönlichen „Adam“. Dieser taucht gerade dann in Charlies Leben auf, als er dabei ist mit seiner Nachbarin Miranda anzubandeln, die sich ebenso für das „Projekt Adam“ zu interessieren beginnt. So gibt es in Charlies und Mirandas Liebesbeziehung von Anfang an einen Dritten und das Adam ebenfalls Gefühle für Miranda entwickelt macht die Situation nicht weniger kompliziert. Doch kann eine Maschine wirklich fühlen, träumen und sich nach Liebe sehnen? Kann sie zwischen Richtig und Falsch unterscheiden oder stürzt sie den Menschen durch seine scheinbar perfekten Algorithmen viel eher ins Unglück?

Ian McEwans Roman Maschinen wie ich spielt im Jahr 1982 und zeichnet das Bild einer alternativen Welt, die bereits weiter fortgeschritten ist als die unsere, so wird der Straßenverkehr beispielsweise durch selbstfahrende Autos bestimmt und die Beatles haben sich mit dem neuen Album Lemon Love wiedervereint (als Beatle Fan hat mich dieses Detail wirklich zum Schmunzeln gebracht). Ich brauchte ein wenig um in den Roman hinein zu kommen, manche der teils recht komplexen, philosophisch-technischen Erläuterungen habe ich ehrlicherweise nicht komplett verstanden. Das war aber letzten Endes gar nicht so schlimm, denn der Handlung und dem Kern dieser sehr interessanten Geschichte konnte ich trotzdem gut folgen. Als im späteren Verlauf des Romans auch eine bewegende Nebenhandlung immer wichtiger wurde, nahm Maschinen wie ich richtig Fahrt auf und konnte mich letztendlich doch noch mitreißen. Den Schreibstil habe ich als intelligent und tiefgehend empfunden, nichts, dass man so nebenbei lesen kann (ich jedenfalls nicht). Ein kluger, interessanter und spannender Roman über die Komplexität künstlicher Intelligenz vor einer „Was wäre wenn“-Kulisse, die einen zum Nachdenken bringt.
Vielen Dank an @diogenesverlag für das Rezensionsexemplar!