Homo Femininus (Lina Thiede)
1968 kam der Krieg, der die Welt für immer veränderte. Seitdem sind mehr als fünfzig Jahre vergangen und die meisten Menschen können sich an die Zeit vor dem Krieg nicht mehr erinnern. Ganz normal ist es jetzt für Frauen, sich den Männern willenlos unterzuordnen. In Kasten eingeteilt dienen sie allein der Versorgung, Befriedigung und dem Amüsement der männlichen Bevölkerung. Becca, eine Athleta, kennt nichts anderes als die Pits, in denen sie mit anderen Athletas tagtäglich bis auf den Tod kämpfen muss. Als ihr Besitzer sie an die Familie Attar verkauft, wechselt Becca die Kaste und muss sich um den Haushalt der Familie kümmern. Doch Nathan, der Sohn der Familie hat es schnell auf sie abgesehen. Zeitgleich entdeckt die Creatrix Samantha, eine Art Leihmutter, dass sie von ihrer Affäre, dem Cousin von Nathan Attar schwanger ist. Samantha wird zur Zielscheibe der Attars, doch Becca und die Prostituierte Chloe können die Schwangere womöglich retten…
Lina Thiede hat mit Homo Femininus einen dystopischen Roman geschrieben, der anschaulich eine Welt der vollkommenen Unterwerfung zeichnet, eine Welt, in der man es nicht anders kennt und in der die Rebellion zunächst nur in winzigen Funken um sich schlägt. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der drei Hauptfiguren, Becca, Samantha und Chloe erzählt, was einen interessanten Einblick in die verschiedenen Lebensrealitäten und Kasten erlaubt. Weil man die meiste Zeit mit Becca verbringt, wurde diese für mich auch am greifbarsten. Um allerdings ganz in die Gefühle der drei Frauen einzutauchen, hätte ich schlichtweg mehr als die gut 200 Seiten gebraucht, die der Roman zählt. Thiede schreibt flüssig, spannend und macht das Warum hinter jener Welt verständlich, die auf den ersten Blick völlig undenkbar erscheint. Gewalt, Sex und Abhängigkeiten spielen hier eine große Rolle, die auch erzählerisch viel Raum einnimmt. Das ist atmosphärisch und bedrückend und war mir manchmal schon fast zu düster (Geschmackssache!). Homo Femininus konnte mich packen und zum Nachdenken bewegen, Für mich hätte das Buch noch länger sein können.