Literatur

2001 (Angela Lehner)

Julia Hofer lebt zusammen mit ihrem Bruder Michael im österreichischen Touristenort Tal. Es ist das Jahr 2001 und für die Jugendliche und ihre Crew hat das Dorf nichts wirklich Spannendes zu bieten. Zum Trinken und Rauchen treffen sie sich in leerstehenden Lagerhallen, hören Musik und lassen sich über die Schule und das Leben aus. In der Hauptschule gehört Julia zum sogenannten Restmüll, eine Klasse, die von den Lehrern bereits aufgegeben wurde. Der Schulabschluss steht für Julia auf der Kippe, unterstützende Eltern gibt es nicht und Michael, der das Gymnasium besucht, sehnt sich sowieso schon länger danach, Tal den Rücken zuzukehren. Als der Geschichtslehrer die Jugendlichen zur Teilnahme an einem politischen Experiment zwingt, beginnt sich die Dynamik der Klasse zu wandeln und auch Julias Clique droht langsam auseinanderzubrechen. Doch was wird aus Julia, wenn keiner mehr da ist? Wie sieht das Leben ohne Perspektiven aus?

Angela Lehner hat mich mir ihrer Darstellung von Julia von Beginn des Buches an in ihren Bann gezogen. In der Ich-Perspektive erzählt, fängt 2001 die Atmosphäre der frühen 2000er genauso elegant ein, wie die Schwierigkeiten des Erwachsenenwerdens. Die Sprache ist dabei eben nicht elegant, sondern authentisch, eindrücklich und manchmal gerade deshalb auf eine Art und Weise, die einem nahe kommt, richtig traurig oder auch echt witzig. Die verpeilte Julia, die so gar nicht bereit ist, erwachsen zu werden, die sich im einen Moment verloren und im nächsten absolut aufgehoben fühlt, wuchs mir schnell ans Herz. Auch, wenn Julias Orientierungslosigkeit und ihr Zusammensein mit der Crew im Vordergrund des Romans stehen, verhandelt Lehner hier subtil auch andere gesellschaftliche Themen: Rassismus, Sexismus und Ungerechtigkeit, und beweist dabei einen scharfsinnigen Blick. Für mich hätte 2001 noch eine stärkeren roten Faden, eine deutlichere Spannungskurve, haben können, gerade zum Ende hin war ich deshalb nicht mehr ganz so eingenommen wie zu Beginn. Trotzdem habe ich den Roman sehr gerne gelesen und ihn als besonders und lesenswert empfunden.