Sachbuch

Frauen schulden dir gar nichts (Florence Given)

Wenn wir Feminismus leben wollen, wieso fallen uns manche Aspekte davon so schwer? Wieso betrachten wir andere Frauen oft missgünstig oder wertend? Wieso heben wir einzelne Menschen stattdessen auf unangemessene Podeste und was ist eigentlich der „männliche Blick“? Wie können wir lernen mit uns selbst zufrieden zu sein und unsere Zeit nicht an Menschen zu verschwenden, die uns nur unnötige Energie rauben und uns nicht wertschätzen? Was kann ich tun, um Menschen, die weniger privilegiert sind als ich zu unterstützen? Wie kann ich anderen helfen, die Opfer von Gewalt geworden sind? Und wie mir selbst? All diesen Fragen und mehr geht Florence Given in ihrem Buch nach. Sie erklärt, warum es so wichtig ist, sich abzugrenzen, auf sich selbst zu achten und dabei die eigene Perspektive immer wieder konsequent zu hinterfragen. Wieso wir uns von gesellschaftlichen Erwartungen befreien und lernen müssen, uns selbst wieder mehr lieb zu haben.
Ich habe das Buch als eine Mischung aus Ratgeber und Sachbuch empfunden. Given benutzt eine lockere, jugendliche Sprache und wendet sich mit dem Du direkt an die Lesenden. Das fand ich stellenweise fast zu umgangssprachlich, für die Zielgruppe, die besonders junge Menschen miteinbezieht, ist der Stil jedoch passend. Manche Passagen sind theoretischer, andere praktischer gestaltet, was ich als abwechslungsreich empfand. Mit Checklisten, Beispielen und eigenen Erfahrungen schafft Given direkte Anknüpfungspunkte zur Lebensrealität. Das Buch ist thematisch echt breit aufgestellt und intersektional, es geht um Rape Culture, Consent und den männlichen Blick, um Queerness, das Entdecken der eigenen Sexualität und Selbstliebe, darum sein eigenes Verhalten zu hinterfragen, die eigenen Vorurteile und Privilegien zu entlarven. Ich habe Frauen schulden dir gar nichts gerne gelesen, mochte die Themenvielfalt, die Illustrationen und Triggerwarnungen. Superneues war für mich aber nicht dabei und einzelne Abschnitte fand ich etwas oberflächlich. Besonders für Einsteiger ins Thema kann ich das Buch aber sehr empfehlen.