Die Zeuginnen (Margaret Atwood)
Die Zeuginnen berichtet von drei Frauen, deren Schicksale eng mit der Geschichte Gileads, einem totalitären, von religiösen Fundamentalisten gegründeten Staats, verknüpft sind. Tante Lydia ist eine von ihnen: Sie lebte im Haus für Tanten, dem Haus Ardua, wo sie nicht nur die Ausbildung anderer Tanten und den Gehorsam der Mägde gewährleistete, sondern darüber hinaus ihre Gedanken und Pläne in einem geheimen Schriftstück festhielt, das Jahre später gefunden wird. Auch können wir, durch eine abgeschriebene Zeugenaussage, von Agnes‘ Geschichte erfahren, einem Mädchen, das in Gilead aufwuchs, den Traditionen entsprechend erzogen war und kurz davor stand ihre Rolle als Ehefrau eines Kommandanten einzunehmen, bevor sich ihr Schicksal mit einem Mal wendete. Und dann ist da auch noch Daisy, ein sechszehnjähriges Mädchen, das in Kanada, nahe der Grenze Gileads aufwuchs und seine Eltern durch einen Anschlag verlor. Denn diese hatten weitaus mehr mit Gilead zu tun, als sie ihre Tochter ahnen ließen.
Bei Die Zeuginnen handelt es sich um eine Art Fortsetzung des Klassikers Der Report der Magd, allerdings setzt Die Zeuginnen nicht unmittelbar an Der Report der Magd an, sondern nimmt vor allem Bezug auf die Hulu Serie „Der Report der Magd“, an der Margaret Atwood aktiv mitwirkte. Aufgebaut ist das Buch so, dass man als Leser abwechselnd die geheimen Schriften Tante Lydias und die abgeschriebene Zeugenaussagen von Agnes und Daisy verfolgen kann. Ich fand diese neuen Perspektiven sehr interessant, zumal sie ganz verschiedene „Bereiche“ Gileads zeigen. Dadurch, dass ich sowohl den Report der Magd gelesen als auch die Serie gesehen habe konnte ich sofort in Die Zeuginnen eintauchen und war von Anfang bis Ende absolut gefesselt. Erzählstil- und Tempo, die handelnden Figuren, der interessante Aufbau und auch das Ende: hat mir alles wirklich super gefallen. Trotzdem muss ich sagen, dass Die Zeuginnen sowohl von der Tiefe und Komplexität des Inhalts als auch vom Schreibstil absolut nicht vergleichbar mit Der Report der Magd ist. Die Zeuginnen liest sich wie ein spannender, locker geschriebener, dystopischer Thriller, während der Report der Magd nicht umsonst als Meisterwerk, als Klassiker in die Literaturgeschichte einging. Fazit: Ein wirklich tolles, bewegendes Buch, das ich gerne empfehle, aber wie gesagt GANZ ANDERS als Der Report der Magd.