Der Mond über Jerusalem (Dori Pinto)
Es ist der 16. Juli 1969 und drei Astronauten stehen kurz davor in die Geschichtsbücher einzugehen. Ein Tag wie keiner zuvor, und doch gehen fünf Menschen in den Straßen Jerusalems ihrem gewöhnlichen Alltag nach. Charlie ist sieben Jahre alt und hat seinen Vater im Nahostkonflikt verloren. Der Umgang mit seiner depressiven Mutter überfordert Charlie zunehmend. Die Kanadierin Beth arbeitet hier als Englischlehrerin und versucht ihren Eltern zu entfliehen, die sie zurück nach Hause bringen wollen. Hans, nun Zemach, emigrierte, um dem Holocaust zu entkommen und verlor in den KZs seine Familie. Ein ebenfalls Geflüchteter: Der stumme Müllmann Said, der an der Seite von Dschamila herkam und die Vergangenheit nur schwer ruhen lassen kann. Und zuletzt: Baruch, ein Schreiner, der als Kind, auf sich allein gestellt, aus Mostar floh. Fünf Menschen, die in Jerusalem erst ihr Zuhause fanden, die unterschiedlich und doch miteinander verbunden sind.
Ehrlicherweise Der Mond über Jerusalem ließ mich am Ende etwas ratlos zurück. Cover und Klappentext hatten mich angelockt, dann fiel mir der Einstieg ins Buch jedoch unerwartet schwer. Dori Pinto schreibt detailreich und warmherzig, erschafft hier überaus spannende Charaktere und gibt diesen Raum, um sich zu entfalten. Andererseits fand ich die Erzählweise aber auch etwas unübersichtlich: Viele verschiedene Personen, zahlreiche Sprünge und auch innerhalb der einzelnen Kapitel, die sich vornehmlich auf eine der Figuren konzentrieren, las sich das Ganze für mich teils etwas diffus. Zwischendurch wird die Szenerie von einem Raben beschrieben, der die Stadt überfliegt, das war stilistisch schön, sorgte aber für noch mehr Zerstreuung. Oft geht es zurück in die Vergangenheit, Fluchtwege und Kindheitsmomente werden beschrieben, bei denen mir teilweise das historische/politische Hintergrundwissen fehlte, um Lücken zu schließen. Die Verbindung zwischen den Figuren blieb vage, erzeugte aber ein paar charmante, kleine Aha-Momente. Schöne Sprache, interessante Geschichten, aber der tiefere Zugang verwehrte sich mir.