Literatur

Der brennende See (John von Düffel)

Es ist April, ein ungewöhnlich warmer April, als Hannah sich aufmacht um in ihrem Heimatort die Wohnung ihres verstorbenen Vaters aufzulösen. Dieser war Schriftsteller, nahm jeden Morgen ein Bad im Baggersee und reiste stets mit leichtem Gepäck. Als sie das Foto einer jungen Frau an seinem Sterbebett und ein rotes Damenfahrrad im Keller des Hauses findet, wird ihre Neugierde geweckt. Auf ihrer Suche trifft sie schließlich auf Julia, die sechszehnjährige Tochter ihrer alten Freundin Vivien. Julia hat sich von ihrer Familie weitestgehend abgewandt, ist als Aktivistin für den Klimaschutz tätig und stand Hannahs Vater am Ende seines Lebens offenbar näher als sie selbst. Indem sie Julia näher kommt und versucht sie zu verstehen bildet sich Hannah schließlich auch ein ganz neues Bild von ihrem Vater.

Ich habe Der brennende See von John von Düffel sehr gerne gelesen. John von Düffel besitzt eine sehr feinfühlige, tendenziell eher ruhige Sprache, mit der er langsam ein feines Geschichtennetz spinnt. Die Hauptprotagonistin Hannah wirkte auf mich anfangs etwas unnahbar, mit der Zeit fiel es mir jedoch leichter, mich in sie hineinzufühlen. Auch die Darstellungen von Julias Familie fand ich gelungen, die Dynamik zwischen den einzelnen Figuren wirkte auf mich sehr authentisch. Das Thema Klimawandel nimmt eine bedeutende Rolle im Buch ein, so steht vor jedem Kapitel ein kleiner Wetterbericht, der die besorgniserregenden Temperaturwerte darlegt. Auch der See und der Kampf um diesen unterstützen die Botschaft des Romans, ohne dass hier mit der Moralkeule geschwungen wird. In meinen Augen hat John von Düffel mit Der brennende See einen rundum stimmigen, tiefgründigen Roman geschrieben, der die Themen Familie, Verlust und Klimaschutz auf sehr durchdachte Weise verbindet.
Herzlichen Dank an den @dumontbuchverlag für die Bereitstellung des Romans.