Das Nachtfräuleinspiel (Anja Jonuleit)
Die sechszehnjährige Annamaria wächst in einem süddeutschen Vorort auf. Bei einer lieblosen Pflegefamilie untergebracht und dazu auch noch schwanger von ihrem Deutschlehrer hat sie es alles andere als leicht. Als Annamaria dann beim Nachtfräuleinumzug von einem verkleideten Mann vergewaltigt wird, will ihr niemand glauben, was sie in tiefe Verzweiflung stürzt. Doch plötzlich öffnet sich der jungen Frau ein Lichtblick: Sie darf bei der „glücklichen“ Familie einziehen, Mutter Liane ist erfolgreiche Erziehungsberaterin und lebt mit ihrem Mann Carl und vier Kindern in einem großen Haus. Hier soll Annamaria mit ihrem Baby Unterschlupf finden. Was erst wie die Rettung erscheint wird zu einem unheimlichen Unterfangen, nach Annamarias Einzug beginnt die Fassade der Familie zu bröckeln und merkwürdige Zwischenfälle erschüttern immer wieder den Alltag. Sind Annamaria und ihr Kind hier sicher?
Ich konnte das Nachtfräuleinspiel gar nicht mehr aus der Hand nehmen, so begeistert und gefesselt war ich von dieser tiefgehenden Geschichte. Erzählt wird aus drei verschiedenen Zeitebenen. Diese sind gut voneinander abgegrenzt und fügen sich im Laufe der Zeit wie ein Puzzle zusammen. In genau den richtigen Augenblicken kommen neue Informationen ins Spiel, so bleibt die Spannung über den gesamten Roman erhalten und steigert sich zum Ende hin so sehr, dass ich immer weiterlesen musste. Das Nachtfräuleinspiel ist kein Thriller, sondern vereint verschiedene Themen sehr geschickt miteinander. So geht es beispielsweise um die Bereiche Familie, Erziehung, Verrat, Liebe und Rache, die zu einem spannenden Gesamtbild mit sehr vielschichtigen Figuren verbunden wurden. Jonuleits Schreibstil ist flüssig und vermittelt eine Nähe zum Geschehen, die ich sehr mochte. Insgesamt ein packendes Buch, dass ich nur zu gerne empfehle!