Das andere Mädchen (Christian White)
Kim Leamy ist Fotografin, unterrichtet an der Universität in Melbourne und führt ein beschauliches, schönes Leben. Bis eines Tages ein Mann auf sie zukommt und sie mit dem Bild eines zweijährigen Mädchens konfrontiert. Bei dem Mädchen handelt es sich um Sammy Went, die 28 Jahre zuvor in Manson, Kentucky aus dem Haus ihrer Eltern verschwand. Was Kim erst nicht versteht ist, dass sie Sammy Went sein soll, dass ihre wahre Identität ihr ganzes Leben lang geheim gehalten wurde und ihre Eltern nicht ihre richtigen Eltern sind. Nach eigenen Nachforschungen macht sie sich gemeinsam mit Stuart, dem Fremden, der sich als ihr Bruder zu erkennen gibt, auf den Weg nach Amerika. In Manson, lernt sie ihre leibliche Familie kennen und taucht ein in die düstere Kleinstadt, die im Schatten der fanatischen Sekte Church of the Light within steht. Was genau ist damals, im Jahr 1990 tatsächlich geschehen?
Das andere Mädchen war ein solider Thriller, der mich durchaus gefesselt hat. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart begleitet man als Leser Kim auf ihrer Reise, in der Vergangenheit, im Jahr 1990 hingegen taucht man in das beklemmende Gemeindeleben ein, wobei unterschiedliche Figuren in den Vordergrund treten. Kim schildert ihre Erfahrungen aus der Ich-Perspektive, das brachte sie mir als Figur schnell recht nahe und gab dem Roman eine starke emotionale Komponente. Auch die Geschehnisse aus der Vergangenheit waren spannend und verzweigt, verschiedene Themen wurden mit eingeflochten, so ging es teilweise um postnatale Depressionen oder um das Thema Homosexualität in der Kirche, was ich als sehr interessant und mitreißend empfand. Innerhalb von zwei Tagen war Das andere Mädchen ausgelesen und auch das Ende konnte mich überzeugen. Ich habe mitgefiebert, mitgefühlt und flog, auch, wegen des flüssigen Schreibstils nur so durch die Seiten. Ein guter, kurzweiliger Thriller, der mir eine Empfehlung wert ist.