Allgemein Literatur

Boy meets Girl (Julia Holbe)

Nora ist fünfzig Jahre alt und seit sie denken kann mit Paul verheiratet. Die gemeinsame Tochter des Paars ist bereits erwachsen und lebt nicht mehr bei ihren Eltern. Als Nora eines Tages eine fremde Unterhose in Pauls Wäsche findet, bedeutet die Entdeckung für sie einen Wendepunkt. Obwohl sie von den Affären ihres Mannes bereits ahnte, zieht sie nun endlich Konsequenzen aus dessen Verhalten. Doch wohin mit sich, wenn die beste Freundin einen Flug entfernt lebt und ein Neuanfang mitten im Leben nahezu unmöglich scheint? In einem Supermarkt führt sie kurz darauf ein herunter gefallenes Joghurtglas zu Gregory, gutaussehend, um einiges jünger als Nora und eindeutig an dieser interessiert. Doch ist das wirklich Liebe oder nur der erste Ausbruch aus vielen Jahren Eheleben? Als schließlich auch noch Yann, Noras Jugendfreund auf der Bildfläche auftaucht, ist Noras Gefühlschaos perfekt. Kann sie noch einmal die große Liebe finden?

Ich mag Julia Holbes Schreibstil und die Art und Weise, wie sie Figuren erschafft und diesen Leben einhaucht, sehr. Dies hat sie, ähnlich wie in Unsere glücklichen Tage, auch in Boy meets Girl wieder sehr gut hinbekommen. Auch gelingt es ihr hier eine Geschichte aus dem Leben, alltägliche Gedanken und Gespräche einzufangen und dabei eine sehr realitätsnahe und leicht melancholische Atmosphäre aufzubauen. Dennoch konnte ich mich nicht vollständig mit Boy meets Girl anfreunden, was vielleicht einfach daran liegen mag, dass Nora für mich nur wenige Identifikationspunkte bot, ich ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte und die Handlung des Romans schon fast als zu nachdenklich und ruhig empfand. Es gibt hier viele Gespräche über den Sinn des Lebens und der Liebe, über Neuanfänge und Neuentdeckungen und ja…, irgendwie fand ich diese vielen Reflexionen und das Hin- und Her mit den verschiedenen Männern insgesamt etwas ermüdend. Auch das ein oder andere Klischee, besonders am Ende störte mich, insbesondere weil der Roman ja eigentlich kein klassischer Liebesroman sein will. Somit zwar schön geschrieben, aber sonst nicht ganz meins.