Bären füttern verboten (Rachel Elliott)
Seit einem tragischen Verlust in ihrer Kindheit hat sich die Freerunnerin Sidney Smith nicht mehr in den Küstenort St. Ives gewagt. Jetzt aber, anlässlich ihres 47. Geburtstag macht sie sich genau dorthin auf: Allein, denn ihre Lebensgefährtin Ruth und ihr Vater Howard sollen nichts davon erfahren. Durch einen Zufall trifft Sidney in St. Ives nicht nur auf eine Menge Erinnerungen, sondern auch auf ein paar skurrile Dorfbewohner, die mit ihren ganz eigenen Geschichten zu kämpfen haben. Da ist Maria Norton, die sich, gefangen in einer unglücklichen Ehe, nicht mehr sicher ist, ob sie wirklich die Person ist, die sie sein wollte. Da ist deren Tochter Belle, die mit 29 Jahren noch immer bei den Eltern wohnt und zu viel Angst hat um ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Und der Buchhändler Dexter, der zwar Romane über die Liebe mag, ihr selbst jedoch längst abgeschworen hat. Durch Sidneys Ankunft und das baldige Erscheinen von Howard und Ruth in St. Ives bewegt sich etwas in der Stadt und gemeinsam ergründen diese, so verschiedenen Menschen, wie man weitermachen kann, wenn die eigene Welt sich nicht mehr dreht.
Ich kann euch Rachel Elliotts Roman Bären füttern verboten wirklich ans Herz legen. Dieses Buch ist etwas Besonderes und hat mich durch seine erfrischend andere Erzählweise und die liebevollen, eigenwilligen Figuren sofort ins Herz getroffen. Die Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, wechselt immer wieder, Mal sind wir in der Vergangenheit, Mal bei Sidney, Maria, Belle oder Howard, zwischenzeitlich aber legen auch die Hunde Stuart und Otto ihre Sichtweise dar. Das ist ein bisschen verrückt, aber nicht so, dass man hier den Faden verliert. Den Schreibstil der Autorin fand ich wunderschön und sehr gefühlvoll. Außerdem habe ich bei vielen Stellen gedacht: „Ja, stimmt, genauso“. An Spannung fehlt es dem Buch durch die verschiedenen Handlungsstränge und die Entwicklung, die die Figuren durchlaufen, ebenfalls nicht. Ich wurde beim Lesen in diese etwas „andere“ Geschichte hineingesogen und war, vor allem zum Ende hin sehr gerührt und den Figuren verbunden. Ein einzigartiger, kluger und vielschichtiger Roman.
Vielen Dank an @mareverlag für das Rezensionsexemplar!