Fremde Freundin (J. Courtney Sullivan)
Elisabeth ist Mitte dreißig, Schriftstellerin und gerade zum ersten Mal Mutter geworden. Nachdem sie zwanzig Jahre in Brooklyn lebte, zieht sie mit ihrem Mann Andrew und dem kleinen Sohn Gil aufs Land, um dort in der Nähe von Andrews Eltern zu sein. Von ihrem wohlhabenden, aber gefühlskalten Vater hat Elisabeth sich seit Langem abgewandt, was sie nun, da Andrew einem zweifelhaften Erfindertraum hinterherjagt und sie selbst kaum mehr zum Arbeiten kommt, finanziell zu spüren bekommt. Um wieder mehr Raum fürs Schreiben zu haben, engagiert sie die 20-jährige Sam als Babysitterin für Gil. Sam ist Kunststudentin, kommt aus eher einfachen Verhältnissen und führt eine Fernbeziehung mit ihrem britischen Verlobten Clive. Trotz ihres Altersunterschieds beginnen die beiden Frauen sich anzufreunden, sich gegenseitig Halt und Rat zu geben, füreinander da zu sein. Doch kann diese Freundschaft tatsächlich funktionieren?
Mir hat Sullivans neuer Roman Fremde Freundin sehr gut gefallen. Mit knapp 530 Seiten ist das Buch eher dicker und ich brauchte eine Weile, bis ich mich richtig in die Geschichte eingefunden hatte. Dann aber fand ich mich in den Figuren sehr wieder und begann richtig mit Elisabeth und Sam mitzufühlen und diese in mein Herz zu schließen. Sullivan hat eine sehr ehrliche, flüssige Erzählweise, die mich immer wieder auch zum Schmunzeln brachte. Ihre Figuren und die Beziehungsgefüge dieser wirkten auf mich echt und hatten hier genügend Raum sich zu entfalten. Auf geschickte und feinfühlige Weise flicht Sullivan verschiedene Themen in ihre Geschichte ein, so geht es nicht nur um das Thema Freundschaft, sondern auch um (ungewollte) Mutterschaft, Diskriminierung, Familie und Selbstfindung. Ja, bei so vielen Seiten gab es auch die ein oder andere kleinere Länge, insgesamt konnte mich der Roman aber echt überzeugen und stetig zum Mitfiebern- und Fühlen animieren. Empfehlung von mir!
Vielen Dank an @hanserliteratur für das Rezensionsexemplar!