Die Gewitterschwimmerin (Franziska Hauser)
Die Familie Hirsch ist eigensinnig, einzigartig und hat die Aufs und Abs der deutschen Geschichte in all ihrer Intensität miterlebt. Friedrich, der Familienälteste, kämpft im ersten Weltkrieg für Deutschland, flieht in der NS-Zeit nach England und entwickelt später das Schulsystem der DDR mit. Alfred, dessen Sohn, ist Widerstandskämpfer im dritten Reich und bekommt in den 50er Jahren die beiden Töchter Tamara und Dascha. Dascha, die schon jung dem Alkohol verfällt bleibt das Sorgenkind der Familie, Tamara hingegen ist unabhängig und stark und erzieht ihre beiden Töchter Henriette und Maja völlig konventionslos. Der Tod ihrer Mutter im Jahr 2011 veranlasst Tamara dazu, die Geschichte ihrer Familie Revue passieren zu lassen, die neben all dem künstlerischen Glanz, auch tiefste Abgründe besitzt.
Die Gewitterschwimmerin von Franziska Hauser war für mich ein schwieriges Buch, was mir das Rezensieren nicht leicht macht. Die, mit viel Intensität erzählte Geschichte ist in zwei Zeitachsen aufgeteilt. Tamara erzählt in der Ich-Perspektive, wobei die Kapitel rückwärts auf ihre Geburt zusteuern, während ein allwissender Erzähler, die Ereignisse von 1889 (Friedrichs Geburt) bis in die 60er Jahre chronologisch darstellt, heißt: die beiden Stränge verlaufen entgegengesetzt aufeinander zu. Diese Erzählweise fand ich interessant, sie trug zum Spannungsaufbau bei und sorgte dafür, dass man mit der Zeit ein sehr vielschichtiges Bild der Figuren erhält und teilweise deutlich wird. Trotz der eher kurzen Kapitel empfand ich Die Gewitterschwimmerin, doch als eher anstrengend zu lesen, was daran liegen mag, dass ich solche „harten“ Bücher eher selten lese. Themen wie Kindesmissbrauch, Alkoholkrankheit oder Schizophrenie sind Teil der Handlung und haben mich, auch wegen der eher kühlen Schreibweise, wirklich schockiert. Die Gewitterschwimmerin war ein Buch, dass ich zwar nicht unbedingt gerne gelesen habe, aber das mich doch nachhaltig beeindruckt hat.