Nachtschwärmerin (Leila Mottley)
Kiara ist siebzehn Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Marcus in East Oakland, Kalifornien. Seit dem Weggang der Mutter sind die Geschwister auf sich allein gestellt, müssen die Miete für ihre herunter gekommene Wohnung zu bezahlten mühselig zusammen kratzen, auch zur Schule gehen sie beide nicht mehr. Während Marcus anstatt zu arbeiten, all seine Zeit in den aussichtslosen Plan investiert, Musiker zu werden, sucht Kiara verzweifelt nach einem Job, doch den gibt es für Minderjährige nicht. Um nicht nur sich selbst, sondern auch den verwahrlosten zehnjährigen Nachbarsjungen Trevor zu ernähren, sieht sie sich schließlich gezwungen ihr Geld mit Prostitution zu verdienen. Dabei gerät sie immer tiefer in einen Strudel aus Unterdrückung und Gewalt. Dann aber bietet sich für die Kiara die Chance in einem Prozess gegen die Polizei eine wichtige Aussage zu machen, doch der Preis für die Wahrheit ist hoch…
Zunächst möchte ich anmerken, dass Leila Mottley, die Autorin dieses Romans, 2002 geboren wurde, beim Schreiben des Buches also erst 18 oder 19 Jahre alt war. Das finde ich wahnsinnig bewundernswert. Jetzt aber zum Buch selbst: Nachtschwärmerin hat mir insgesamt gut gefallen, meine Erwartungen konnten allerdings nicht vollständig erfüllt werden. Kiaras Geschichte ist teils nicht leicht zu verkraften. Die Gefühle der jungen Frau, ihre Verzweiflung ebenso wie ihr Mut und ihr Kampfeswille wurden für mich fühlbar. Besonders rührte mich Kiaras Beziehung zu Trevor, die Mottley warmherzig wie authentisch beschreibt. Was mich etwas störte war, dass die eigentliche Handlung erst relativ spät beginnt, was für mich die Spannung insgesamt schmälerte. Manche Handlungen im letzten Teil hinterließen bei mir Fragezeichen und Mottleys Stil ist zwar größtenteils treffend, an manchen Stellen in meinen Augen aber etwas „drüber“. In Anbetracht des Alters der Autorin eine bewundernswerte Leistung, für mich aber nicht gänzlich rund.