Miroloi (Karen Köhler)
Die sechszehnjährige Erzählerin dieser Geschichte lebt im, auf einer Insel liegendem, Schönen Dorf. Hier herrschen die Gesetze des Altenrats und der Khorabel, Männern ist es verboten zu Kochen oder zu Singen, Frauen hingegen dürfen weder Lesen noch Schreiben lernen und stehen im Dienst der Haus- und Handarbeit. Die junge Frau gilt im Dorf als Außenseiterin, weil sie zu keiner Familie gehört, sondern als Baby ausgesetzt wurde. Deshalb trägt sie als einzige keinen Namen, darf keinen Besitz haben, nicht heiraten oder Kinder haben. Sie lebt beim Bethaus Vater, der meistens gut zu ihr ist. Dann aber verändert sich etwas: Heimlich lernt das Mädchen Lesen und Schreiben, sie verliebt sich in Yael, einen Bethausschüler und beginnt die Strukturen um sich herum immer mehr in Frage zu stellen. Als sich die Situation im Dorf weiter verschärft, beginnt ein Feuer in ihr zu lodern, das sich nicht mehr löschen lässt.
Ich hatte hohe Erwartungen an Karen Köhlers Debutroman Miroloi, doch glücklicherweise konnten diese absolut erfüllt werden. Der Roman hat eine Sogkraft, die mich dazu brachte die ca. 450 Seiten innerhalb von knapp zwei Tagen zu verschlingen. Das Setting erinnerte mich ein bisschen an Der Report der Magd, besonders was die Rituale und die strenge Geschlechtertrennung angeht. Die Ich-Erzählerin war für mich von Anfang bis Ende sehr glaubwürdig und ihre Gedanken, ihre Entwicklung wurden für mich sehr nachvollziehbar. Auch fand ich, dass sich die Dynamik und die weiteren Figuren im Dorf in all ihrer Tiefe und Vielschichtigkeit entfalten konnten, was das Lesen noch spannender, noch interessanter machte. Die Kapitel sind kurz, die Sprache der Erzählerin entsprechend einfach aber sehr unmittelbar gehalten. Die Stimmung wird mit der Zeit immer bedrohlicher und das Ende war schließlich richtig spannend. In meinen Augen ein allgegenwärtiger, wichtiger Roman, der sich dazu noch spannend und absolut großartig liest. Großes Kino!