Gut gegen Nordwind (Daniel Glattauer)
Eine E-Mail, mit der Emma Rothner eigentlich ein Zeitungsabonnement kündigen will, landet durch einen Tippfehler versehentlich bei Leo Leike. Das Missverständnis ist schnell geklärt und vergessen, bis Leo an Silvester eine weitere Nachricht von Emma erhält, die sie zum neuen Jahr an ihr ganzes Postfach gesendet hat. Leo, der Emma antwortet, nur eine hektische Person, würde so oft Tippfehler machen, weckt mit dieser Hypothese ihre Neugierde. Die anfängliche Diskussion über ihr jeweiliges Wirken, wird zunehmend zu einer intimen Unterhaltung, mehrmals am Tag schicken sich Leo und Emmi, wie er sie nun nennt, E-Mails. Emmis Mann und ihre Stiefkinder, sowie Leos Ex-Freundin Marlene werden dabei nur am Rande thematisiert. Was mit einer E-Mail begann entwickelt sich langsam zu mehr, doch beide haben trotz Neugierde Sorge, dass ein reales Treffen ihrer Verbindung nicht gut tuen würde. Kann es einen Weg für Leo und Emmi geben?
Gut gegen Nordwind war bisher eines meiner Lesehighlights des Jahres 2020. Das Buch besteht ausschließlich aus dem E-Mail Verkehr zwischen Emmi und Leo, den Glattauer meines Erachtens nach sehr realitätsnah gestaltet hat. Das waren keine komisch gestellten, kitschigen E-Mails sondern eine lebensechte, tiefgehende Unterhaltung, die sich ganz langsam zu so viel mehr entwickelt. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, Emmi und Leo sind beide gleichermaßen intelligent, was sich auch in ihrer Sprache widerspiegelt. Ich habe mitgefühlt, mitgelitten und mich immerzu gefragt, wie diese außergewöhnliche Liebe außerhalb der Blase, die sich die beiden Figuren mit der Zeit erschaffen, realisiert werden könnte. Auch das Ende fand ich passend und äußerst berührend. Die Fortsetzung des Romans „Alle sieben Wellen“ habe ich noch nicht gelesen, da „Gut gegen Nordwind“ für mich auch als alleinstehendes Buch sehr gut funktioniert. Ein besonderes, bewegendes Buch, dass ich von Herzen empfehlen kann.